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Les Misérables (2006)
Freilichtspiele, Tecklenburg

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Äußerst gelungene, teilweise sogar begeisternde Inszenierung von Helga Wolf, die die Möglichkeiten der großen Burgbühne voll ausnutzt, um die Geschichte des Sträflings Jean Valjean zu erzählen. Ein mit Längen behafteter erster Akt wird durch einen flotten und bewegenden zweiten Akt ausgeglichen.

Helga Wolf, die “Les Misérables” bereits in Lüneburg auf einer sehr kleinen Bühne inszeniert hat, beweist abermals ihr Talent, aus den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten das Beste zu machen. Mit der Burgbühne stand ihr dieses Mal eine vergleichsweise gigantische Spielfläche zur Verfügung. Wolf nutzt diese Möglichkeit gekonnt, setzt vor allem die Massenszenen eindrucksvoll um. Bereits “Am Ende vom Tag” entpuppt sich als frühes Highlight der Inszenierung. Trotzdem kann Wolf einzelne Längen, die dem Stück von Natur aus anlasten, nicht verhindern – so schleppt sich im ersten Akt so manche Szene etwas träge dahin. Daran kann auch Wolfs gelungene Personenregie und die Tatsache, dass sie versucht, mit zusätzlichen Aktionen im Bühnenhintergrund für Abwechslung zu sorgen, nichts ändern. Dafür kommt der zweite Akt unglaublich stark daher und hält mit “Bring ihn Heim” den berührendsten Moment der Inszenierung bereit. Ein stiller Höhepunkt: Der Wind rauscht durch die Blätter der Bäume im Hintergrund, der Großteil der Bühne ist in ein stimmungsvolles Blau gehüllt, die toten Studenten liegen auf den Barrikaden. Chris Murray singt als Valjean in diesem Moment sensibel und gefühlvoll. Die Szene beeindruckt und bewegt – kein Theater kann diese Naturatmosphäre nachahmen und so gibt es nach dem Verklingen des letzten Tons Jubelrufe und vereinzelt sogar Standing Ovations.
Das Ensemble kann sich hören und sehen lassen und macht seine Sache durchweg überzeugend. Herausragend sind allerdings nur zwei Leistungen: Chris Murray, der den Valjean in großen Teilen sehr robust männlich darstellt und stimmlich keine Wünsche offen lässt, sowie Katja Berg, die eine unglaubliche komische Darstellung der Wirtsfrau Mme Thénadier abliefert. Wohl eine der witzigsten Interpretationen dieser Rolle, auch wenn sie im Finale des ersten Aktes mit Martin Berger als überzeugendem Thénadier einen Schritt zu weit geht: Zu “Morgen schon” steht das Ensemble in bekannter “Dreiecksformation” auf der Bühne und besingt den kommenden Kampf, während sich die Wirtsleute in Gesten und Haltungen über die übrigen Charaktere und die Szene lustig machen. Das ist natürlich amüsant, aber eigentlich passt dieser selbstreflexive Moment nicht zu der Dramatik des Songs.
Dean Welterlen als Javert ist vor allem böse und kann stimmlich voll überzeugen, Jana Werner gibt eine solide Fantine, Michael Eisenburger gefällt als stürmischer, energiegeladener und stimmstarker Enjolras. Vera Bolten zeigt einmal mehr, dass sie die Rolle der Eponine schauspielerisch gut beherrscht – ihre etwas eigene Stimmfarbe bleibt sicher Geschmackssache. Elisabeth Ebner als Cosette und Alen Hodzovic als Marius bleiben in ihren Rollen etwas blass und gehen neben den anderen Darstellern unter. Der Chor der Freilichtbühne ist mit Elan und Engagement bei der Sache und verleiht besonders den Massenszenen einen beeindruckenden Klang, der das ein oder andere Mal für Gänsehaut sorgt.
Das extra vergrößerte Orchester unter der Leitung von Klaus Hillebrecht gibt die Partitur gekonnt wieder, bleibt aber leider aufgrund der Möglichkeiten der Open-Air-Bühne im Klang etwas flach. Zusätzlich gibt es immer wieder Probleme mit der Tonaussteuerung, sodass den ganzen Abend über Mikroports zu spät hochgefahren werden und einige Phrasen der Darsteller nicht verständlich sind. Knackser der Mikroports tragen zu dem schlechten Gesamteindruck der Tonqualität bei.
Trotz der genannten Mängel bleibt diese Inszenierung im dezent ergänzten Bühnenbild von James Brammes ein überzeugendes Erlebnis. Wer die Möglichkeit hat, diese Version des Musicalklassikers anzuschauen, sollte sie sich nicht entgehen lassen. Es empfiehlt sich allerdings, genügend Kissen für die unbequemen Bänke mitzunehmen.

 
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KREATIVTEAM
Regie und ChoreografieHelga Wolf
Musikalische LeitungKlaus Hillbrecht
BühneJan Bammes
KostümeKarin Alberti
 
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CAST (AKTUELL)
Jean ValjeanChris Murray
JavertDean Welterlen
Jesse Webb
FantineJana Werner
ThenardierMartin Berger
Madame ThenardierKatja Berg
CosetteElisabeth Ebner
EponineVera Bolten
Jana Stelley
MariusAlen Hodzovic
EnjolrasMichael Eisenburger
EnsembleOliver Frischknecht
Udo Eickelmann
Gordon Gesatzki
Carsten Klages
Max Messler
Alexander Prelic
Marc Schlapp
Christian Schöne
Florian Theiler
Benjanin Witthoff
Sebastian Stipp
Jessica Fendler
Michaela Schober
Joanna Knüppe
Gunrun Moser
Ramona Ludwig
Daniela Römer
Lillemor Spitzer
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 24.06.2006 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Do, 29.06.2006 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Fr, 30.06.2006 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
▼ 23 weitere Termine einblenden (bis 26.08.2006) ▼
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