Michaela Hanser (Schwester Mary Lazarus), Timothy Roller (Messdiener), Franziska Schuster (Schwester Mary Robert), Alexander Martin (Messdiener), Kristina Love (Deloris Van Cartier), Daniela Tweesmann, Barbara Raunegger, Eva Maria Bender, Suzana Novosel, Friederike Kury, Karen Bild, Maaike Shuurmans © Freilichtspiele Schwäbisch Hall, Ufuk Arslan
Michaela Hanser (Schwester Mary Lazarus), Timothy Roller (Messdiener), Franziska Schuster (Schwester Mary Robert), Alexander Martin (Messdiener), Kristina Love (Deloris Van Cartier), Daniela Tweesmann, Barbara Raunegger, Eva Maria Bender, Suzana Novosel, Friederike Kury, Karen Bild, Maaike Shuurmans © Freilichtspiele Schwäbisch Hall, Ufuk Arslan

Sister Act (2021 - 2023)
Freilichtspiele, Schwäbisch Hall

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Die Geschichte von der Nachtclubsängerin Deloris Van Cartier, die sich vor Gangstern bei Nonnen verstecken muss, war als Film so erfolgreich, dass eine Fortsetzung folgte, und momentan laufen bei Disney+ die Vorbereitungen für einen dritten Teil. Die Musical-Version erfreut sich in der Open-Air-Saison 2021 großer Beliebtheit. In Schwäbisch Hall bietet die Große Treppe mit der Kirche St. Michael eine passende Kulisse. Das spielfreudige Ensemble und die gute Band bringen Schwung in den Abend, der vorlagenbedingt mit einigen Längen zu kämpfen hat. Doch die Regie trübt mit flachen und derben Scherzen den Spaß.

Regisseur Philipp Moschitz verlegt die Geschichte nach Schwäbisch Hall. Oder wie einer der Gangster-Schergen es nennt: “Schwäbisch Knall”. Das ist dann das Niveau, auf dem sich die zusätzlich eingefügten Scherze des Abends bewegen. Nonnen heißen “Bloody Mary” und “Mary Huana” und die Messdiener sind schwul. Dabei schreibt Moschitz im Programmheft, er wolle eine anspruchsvolle Geschichte erzählen und die Figuren und ihre Konflikte so ernst wie möglich nehmen. Davon ist nahezu nichts zu spüren in seiner Inszenierung, die eine derbe Albernheit auf die nächste folgen lässt. Nur bei der Mutter Oberin und Schwester Mary Robert funktioniert der Regie-Ansatz, aber die sind schon in der Vorlage mit etwas mehr Hintergrund ausgestattet.

Die steile Treppe zu bespielen, ist keine leichte Aufgabe. Moschitz und Choreografin Natalie Holtom finden trotzdem ein paar schöne Bilder. Die Tänze sind, von den quicklebendigen Nonnen abgesehen, eher statisch und vorsichtig. Die örtlichen Gegebenheiten machen das Ausspielen der finalen Verfolgungsjagd unmöglich, deswegen verteilen sich die Darsteller wie ein Chor, sprechen Regie-Anweisungen und Text und veranschaulichen mit entsprechender Mimik. Eine clevere Lösung.
Uwe Grünewalds passendes Lichtdesign schafft nach Einbruch der Dunkelheit eine schöne Atmosphäre. Die Bühne wird von der Leuchtschrift ¨Oh Gott!¨ beherrscht, die, von der eigentlichen Handlung ablenkend in drei verschiedenen Szenen – erst ¨Oh¨, dann ¨Gott¨, dann das Ausrufezeichen –, aufgebaut wird.

Die Habits der Nonnen lassen dem Kostümdesign wenig Spielraum. Nur im Finale bekommen sie etwas Glitzer. Dafür hat sich Cornelia Brey in den weiteren Rollen mit fragwürdigem Ergebnis ausgetobt. Deloris trägt ein buntes Fransen-Outfit und einen ebensolchen Kopfschmuck, Curtis und seine Gangster neongelbe unförmige Anzüge (inkl. unattraktiver Topfschnitt-Perücken), der Monsignore ist überdimensional dick und in einer Bar-Szene tragen die Anwesenden Kostüme, die man aus dem Straßenkarneval kennt: ein Bierglas, eine Coladose, eine Pommes-Tüte, etc. Das ist sehr bunt, aber nicht schön.

Heiko Lippmann leitet vom Keyboard aus zehn weitere Musiker, die mit viel Pep und sattem Klang den Sixties-Soul-Stil von Alan Menkens Songs treffen. Unbedingt erwähnenswert: die erstklassige Textverständlichkeit. Jedes Wort in Dialog und Gesang kommt beim Publikum an. Gerade für Open-Air keine Selbstverständlichkeit!

Der Schwung der Band findet sich auch im temperamentvollen Ensemble wieder. Aus der Nonnenschar hebt das Buch drei hervor: Schwester Mary Lazarus bekommt bei Michaela Hanser etwas zu viel Mimik und exzentrische Bewegungen, entwickelt aber grantigen Charme. Die dick aufgetragene Naivität von Schwester Mary Patrick wird von Daniela Tweesmann mit komödiantischem Talent und Schwung in Lacher verwandelt. Der jüngsten Nonne des Konvents, Schwester Mary Robert, erschließt sich durch Deloris‘ Gesangsunterricht ein völlig neues Selbstbewusstsein. Franziska Schuster setzt in dieser Rolle mit “Die Welt, die ich nie sah” einen emotionalen Punkt, der dem Stück gut tut. Ähnlich gelagert ist Kerstin Marie Mäkelburg als Mutter Oberin. Sie kämpft um den Erhalt von Konvent und Kirche, sieht Deloris als unwillkommenen Störenfried und wehrt sich gegen Veränderungen, um sich schließlich doch bekehren zu lassen. Mäkelburg verpackt das in knochentrockene Pointen, die punktgenau sitzen.

Schon durch die Kostüme kann man den Gangster Curtis und seine Helfershelfer nicht ernst nehmen. Andrea Matthias Pagani versucht zwar Bedrohlichkeit auszustrahlen, aber wer kommt schon – trotz Herrenstock mit goldenem Totenkopf als Mordwaffe und trügerisch schmeichelnder Singstimme – gegen einen neongelben Anzug an? Timothy Roller und Alexander Martin geben als die Ganoven Joey und TJ immer ein bisschen zu viel des Guten. Etwas blass bleibt dagegen Vic Anthony als Eddie Fritzinger. Anthony spielt den Polizisten verhuscht sympathisch, doch gegen Nonnen-Komik und die präsente Hauptdarstellerin gerät er ins Hintertreffen. Kristina Love zieht alle Register ihrer Soul-Stimme. Die musikalische Seite ihrer Rolle ist perfekt. In der komödiantischen kann sie trotz sichtlichem Spaß nicht ganz überzeugen.

“Sister Act” in Schwäbisch Hall hat viel Tempo, kann damit aber dramaturgische Längen der Vorlage nicht umschiffen. Das gute Ensemble und die tolle Musik entschädigen für zu viel übertriebenen Klamauk.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungHeiko Lippmann
InszenierungPhilipp Moschitz
AusstattungCornelia Brey
ChoreografieNatalie Holtom
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
== 2023 ==
DelorisTertia Botha
Mutter OberinGudrun Schade
Mary LazarusMichaela Hanser
Mary RobertFranziska Schuster
Mary PatrickDaniela Tweesmann
Ensemble NonnenFriederike Kury
Karen Helbing
Barbara Raunegger
Maaike Schuurmans
Suzana Novosel
Lucy Scherer
EddieAndreas Wolfram
Monsignore O HaraGunter Heun
CurtisAndrea M. Pagani
TJAlexander Martin
JoeyMarco Toth
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
== 2022 ==
DelorisAmani Robinson
Mutter OberinGudrun Schade
Mary LazarusMichaela Hanser
Mary RobertFranziska Schuster
Mary PatrickDaniela Tweesmann
Ensemble NonnenFriederike Kury
Karen Helbing
Eva Maria Bender
Barbara Raunegger
Maaike Schuurmans
Suzana Novosel
EddieAndreas Wolfram
Monsignore O HaraGunter Heun
CurtisAndrea M. Pagani
TJAlexander Martin
JoeyTimothy Roller
== 2021 ==
DelorisKristina Love
Mutter OberinKerstin Marie Mäkelburg
Mary LazarusMichaela Hanser
Mary RobertFranziska Schuster
Mary PatrickDaniela Tweesmann
Ensemble NonnenFriederike Kury
Karen Bild
Eva Maria Bender
Barbara Raunegger
Maaike Schuurmans
Suzana Novosel
EddieVic Anthony
Monsignore O HaraGunter Heun
CurtisAndrea M. Pagani
TJAlexander Martin
JoeyTimothy Roller
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Fr, 09.07.2021 20:30Große Treppe vor St. Michael, Schwäbisch HallPremiere
Sa, 10.07.2021 20:30Große Treppe vor St. Michael, Schwäbisch Hall
So, 11.07.2021 20:30Große Treppe vor St. Michael, Schwäbisch Hall
▼ 40 weitere Termine einblenden (bis 02.07.2023) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay