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Kammermusical

The Last Five Years

Trennung zeitlich verschoben


© Nils Heck
© Nils Heck
Das für kleinste Spielorte konzipierte Musical bekommt in Darmstadt die größte Bühne, die das Staatstheater zu bieten hat. Das ist selbst in Coronazeiten eine mutige Entscheidung, schließlich gilt es für zwei Darsteller einen weitläufigen, gezwungenermaßen dünn besetzten Saal auszufüllen. Regisseur Till Kleine-Möller stellt ihnen Doubles, Statisten und alle Möglichkeiten der Bühnenmaschinerie zur Seite und macht aus dem kleinen Off-Broadway-Stück ein Breitwand-Drama, das die filigrane Vorlage nahezu erschlägt.

(Text: ig)

Premiere:25.09.2020
Rezensierte Vorstellung:26.09.2020
Letzte bekannte Aufführung:26.03.2021
Showlänge:100 Minuten (ggf. inkl. Pause)


Die Beziehung von Cathy und Jamie ist zerbrochen. Sie hat als Schauspielerin nie den Durchbruch geschafft, er mausert sich innerhalb der fünfjährigen Beziehung zum erfolgreichen, umschwärmten Autor. Während Cathy in ihren Songs die Geschichte von hinten aufrollt, beginnt Jamie seinen Erzählstrang mit dem Morgen nach der ersten gemeinsamen Nacht. Nur bei der Hochzeit treffen beide zu einem Duett aufeinander, sonst singt jeder solo.

In der Darmstädter Produktion bekommen Cathy und Jamie Doubles des jeweils anderen an die Seite gestellt. Diese übernehmen einerseits die Rollen der Protagonisten in den Erzählsträngen des anderen Partners und geben somit die Chance für 'gemeinsame' Szenen von Cathy und Jamie. Andererseits sind sie aber auch als Kameraleute im Einsatz. Über die Bühne werden sowohl diese Live-Bilder projiziert als auch Einspieler, die das Paar in glücklichen Zeiten zeigen oder Momente mit Mottobildern untermalen. Diese Videos von Grigory Shklyar sind hochwertig gemacht; auch die Umschnitte von der Bühnenkamera zum vorproduzierten Material gelingen ohne große Qualitätseinbußen. Der Vorteil der durchdachten und gut gedrehten Live-Clips ist, dass sie kleine Details hervorholen, die selbst bei einer Mini-Produktion für die wenigsten Zuschauer erkennbar wären. Auch die Mimik der Darsteller bekommt so mehr Raum. Das Publikum ist nun aber gezwungen, sich zu entscheiden, ob es dem Geschehen auf der Leinwand folgt oder dem auf der Bühne. Manchmal hat es auch keine Wahl, weil beim Filmen Cathy und Jamie verdeckt sind oder sie sich gerade in einer Bühnenecke befinden, die nur per Kamera einsehbar ist.

© Nils Heck
© Nils Heck


Das Filmische wird durch das Bühnenbild von María Reyes Pérez unterstrichen. Im Zentrum steht Cathy und Jamies Wohnung, die bei Drehung – und sie wird oft gedreht – wie ein Filmset wirkt. Gemalte Hintergründe und Stellwände werden nicht kaschiert. An verschiedenen Seiten der Kulisse sind weitere Spielorte angedockt. Bei jeder sich einigermaßen anbietenden Gelegenheit werden Bühnenteile rein und raus geschoben, Prospekte abgesenkt und wieder hochgefahren, Requisiten hingestellt und weggetragen oder Kostüme gewechselt. Diese Aktionen werden ganz offensiv durchgeführt. Bühnenarbeiter laufen durch Szenen oder bereiten im Hintergrund das neue Setting vor und zusätzliche Kameraleute betreten die Szenerie, um eine andere Einstellung filmen zu können. Es gelingen zwar ein paar schöne Momente, wie der Beginn mit dem Split-Screen-Bild des Paares oder bei Cathys Casting, wenn sie aus ihrem Double “heraustritt“ und die Situation kommentiert, aber die Fülle der Eindrücke erschlägt. Die eindringlichsten Momente sind immer noch die leisen, unaufgeregten, die auf die Präsenz von Maxine Kazis und Thomas Hohler setzen.

© Nils Heck
© Nils Heck


Kazis hat den emotionaleren Part der beruflich erfolglosen Cathy und muss deren Inneres nach Außen kehren, während Hohler, der besonders durch seine tänzerische Körpersprache auffällt, als erfolgreicher Jamie komödiantischer sein darf. In ihrem ersten Songs überzeugt Maxine Kazis bei “Ich stehe weinend da“ etwas mehr als Thomas Hohler, der bei “Meine Göttin“ nicht ganz den Pep des kleinen Orchesters trifft, sich dann aber steigert. Jeder für sich überzeugt, eine wirkliche Verbindung zwischen den beiden Figuren schaffen sie nicht. Das liegt einerseits an der Vorlage, die durch die getrennten Figuren eine Einheit bis auf einen kurzen Moment nicht zulässt. Auch in Szenen mit den Doubles sind sie auf sich allein gestellt, denn die werden von Cathy / Jamie fast nie direkt angespielt. Sie kommunizieren vor allem mit sich selbst. Das entspricht zwar dem Monolog-Text, wirkt aber befremdlich. Zusätzlich lenkt das Zuviel an Ausstattung, mit Choreografien von Timo Radünz zu Shownummern aufgeblasene Sequenzen, sowie der Einsatz von Statisten vom Kern der Geschichte ab.
Regisseur Till Kleine-Möller erliegt den Verlockungen der Bühnen-Möglichkeiten und der Fülle seiner Inszenierungs-Ideen. Es scheint, als wolle er das unter den gegebenen Umständen größtmögliche Musical auf die Bühne bringen – auch wenn das Stück es nicht hergibt.

So stilistisch abwechslungsreich Jason Robert Browns Komposition auch ist, die Besetzung mit zwei Celli, einer Violine, einer Gitarre, einer Bassgitarre und Klavier bietet nicht viele Klangfarben. Nichtsdestotrotz setzen die Musikerinnen und Musiker, von Michael Nündel am Klavier geleitet, die Partitur makellos um. Dass sie zu laut ausgesteuert sind und die Textverständlichkeit nicht immer gewährleistet ist, dafür können sie nichts.

"The Last Five Years" findet sich in dieser Spielzeit auf vielen Spielplänen wieder. Es ist das perfekte Stück für die momentanen Einschränkungen. Die Erweiterung zu einer Show, die auch große Spielorte füllt, hat in Darmstadt nicht funktioniert.

(Text: Ingo Göllner)



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Kreativteam

Musikalische LeitungMichael Nündel
Jan Croonenbroeck
Elena Postumi
InszenierungTill Kleine-Möller
BühneMarìa Reyes Pèrez
KostümeJose Luna
ChoreografieTimo Radünz
VideoGrigory Shklyar
Live-KameraJohanna Amberg
Jan Heck
Fabian Weber


Besetzung

Cathy HiattMaxine Kazis
Jamie WellersteinThomas Hohler
Cathy DoubleDenise Golletz
Jamie DoubleJonathan Roth




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Ausstattung

Das eigentlich intime Kammerspiel wird so lange aufgeblasen, bis es das Große Haus des Staatstheaters füllt. Die guten Darsteller kämpfen tapfer gegen den Aktionismus der Regie .

27.09.2020

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