11 - Die Fußballshow (2006)
Estrel Showtheater, Berlin

Rasanter Mix aus Musik, Tanz und Artistik rund um das runde Leder.

Fußballfans in der Halbzeitpause. Zunächst lümmeln sie sich noch ganz klischeetypisch am mit Biergläsern und Chipstüten vollgestellten Couchtisch, präsentieren dann jedoch ihre ganz speziellen Tipps für den Zeitvertreib bis zum Wiederanpfiff. Doch wer schafft es schon ein brennendes Streichholz so durch die Luft wirbeln zu lassen, dass es die Zigarette im eigenen Mund entzündet? Und welche treusorgende Ehefrau kann sich lasziv lächelnd so auf einem Stuhl verrenken, dass einem beim Zuschauen schwindelig wird?

Die von Andreas Wessels kreierte und inszenierte Show gewährt immer wieder überraschende Einblicke in die Welt des Fußballs und seiner Fans. Die locker aneinander gereihten Szenen starten jeweils in der gewohnten Sichtweise, stellen dann jedoch Spieler, Trainer, Zuschauer und auch Medienvertreter ganz anders als erwartet dar. So entwickelt sich zum Beispiel der Trikottausch zu einem erotischen Liebespiel zwischen Mann und Frau, in das auch ein Fußball integriert wird. Und wer bisher glaubte, dass ein Kicker nach dem Abpfiff einfach nur duschen geht, der sieht hier einen aus dem Bad steigenden Adonis, der sich elegant am Trapezseil windet. Schön, dass links und rechts von der als Fußballplatz mit Kunstrasen und Flutlichtmast gestalteten Bühne zwei riesige Bildschirme hängen, auf die das Spektakel live übertragen wird. So hat jeder Zuschauer von jedem Sitzplatz optimale Sichtverhältnisse.

Für die musikalische Seite wurde Edvin Marton verpflichtet, der etliche bekannte klassische Werke zum Beispiel von Vivaldi („Vier Jahreszeiten”) oder Beethoven („Mondscheinsonate”) mit Filmmusik („Doktor Schiwago”) und Selbstkomponierten mischt. Witziger Höhepunkt ist die auf seiner Stradivari ganz klassisch gespielte Stadion-Mitgröl-Hymne „Olé, we are the champions”. Begleitet wird der als Klassikpop aus den Boxen wummernde Musikmix von den im Bühnenhintergrund postierten fünf Damen des „Monte Carlo Orchestras”, dessen namentlich leider nicht genannte Keyboaderin als einzige Gesangssolistin in der Show auftritt.

In den an Fußballbewegungsmuster erinnernden Choreografien von Patrick Patient und Paul Kribbe bewähren sich die Tänzer der „Cesar Luis Menotti Company” vor allem als Spieler der Teams „Rot” und „Blau”. Im finalen Fußballmatch treten sie gegeneinander an, während sich auf die Bühne ein echter Regenschauer ergießt. So entlässt das Publikum schließlich die völlig durchnässten Beteiligten ganz wie in einem richtigen Stadion mit Jubel und Laola-Wellen.