 Film-Musical
Footloose Holding out for a hero
© Dennis Mundkowski
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Zügelloser Tanz trifft auf die konservativen Bürger der fiktiven Kleinstadt Bomont, wo jegliche Tanzveranstaltungen, Rock'n'Roll, Alkohol- und Drogenkonsum nach einem tragischen Autounfall gesetzlich verboten wurden. Nach 16-monatiger Zwangspause steht mit "Footloose" die Bühnenfassung des gleichnamigen Kinofilms von 1984 auf dem Spielplan des First Stage Theaters. Im hauseigenen Theater der StageSchool Hamburg wird das Kultstück in der deutschen Übersetzung von Hauke Jensen von einigen Musicaldarstellern zusammen mit Absolventen sowie derzeitigen Studenten gespielt. Als unterhaltsames Rockmusical zeigt es die unfassbare und doch lose an wahre Begebenheiten angelehnte Geschichte um den Kampf für das Recht zu tanzen.
(Text: Lilli Zeifert) Premiere: | | 11.08.2021 | Rezensierte Vorstellung: | | 11.08.2021 | Letzte bekannte Aufführung: | | 21.09.2022 | Showlänge: | | 140 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
Bereits vor dem eigentlichen Showbeginn ist Bewegung vor und auf der Bühne. Alltägliche Straßenszenen aus dem Chicago der achtziger Jahre werden gezeigt und verkürzen dem Publikum die Wartezeit, während es gleichzeitig auch schon einen kleinen Teil des detailreichen und mit Liebe gestalteten Bühnenbildes von Felix Wienbürger und Felix Löwy bewundern kann.
Während des Stücks ist dank des Lichtdesigns und der teils manuell, teils automatisch bewegten Elemente eine ansprechende Dynamik auf der Bühne zu erleben. Auch der Einsatz von rollbaren, leuchtenden Fenster und großen Leuchtstäben kommt der Stimmung zugute. Was ebenfalls erheblich zum Flair der achtziger Jahre in Amerika beiträgt, sind die zeitgemäßen, stilvollen Kostüme von Charline Frank, u.a. mit den typischen Bodys, Jeansshorts und leuchtenden Neonelementen.
© Dennis Mundkowski
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Die überaus ansprechenden, der kleineren Bühne angepassten Choreografien stammen von Phil Kempster. Dabei sieht man auch unterhaltsamen Line Dance neben dem typischen Rock'n'Roll und dem Lindy Hop. Auch der Gitarrist der kleinen Band, die hinter dem Zuschauersaal in einem angemieteten Raum spielt, wird mehrmals auf die Bühne geholt und kurzzeitig in die Choreografie mit eingebunden. Die Band spielt beschwingt und sorgt, trotz der räumlichen Begebenheiten, für einen vollen, abgestimmten Klang.
Jedem der Darsteller kann man die Freude auf der Bühne ansehen und so gelingt es ihnen – egal ob Student, Absolvent oder Profi – das Publikum darstellerisch absolut von ihrer jeweiligen Rolle zu überzeugen. Das Profi-Ensemble wird angeführt von Riccardo Greco als Ren McCormeck. Auch Femke Soetenga ist mit von der Partie, ebenso wie Florian Soyka, der neben seiner Bühnenkarriere auch als Dozent der StageSchool für Einzelgesang tätig ist.
Riccardo Greco kann vor allem gesanglich und darstellerisch begeistern. In der Rolle des überaus talentierten jugendlichen Tänzers, der sich leidenschaftlich das Recht zu tanzen erkämpft und sich dabei in die rebellische Tochter von Reverend Shaw Moore verliebt, bleiben seine tänzerischen Fähigkeiten jedoch hinter der Erwartungshaltung an die Rolle zurück.
Herausragend in allen drei Kategorien - Schauspiel, Gesang und Tanz – ist seine Bühnenpartnerin Faye Bollheimer, die dieses Jahr im Mai ihre Ausbildung an der StageSchool Hamburg erfolgreich abgeschlossen hat. Als Ariel Moore stellt sie ihr ganzes Können und Talent zum Beispiel in ihrem Solo "Holding Out For A Hero" unter Beweis.
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Femke Soetenga spielt die Mutter von Ariel und damit eine sehr ambivalente Rolle: Vi Moore möchte einerseits ihrer Tochter helfen, andererseits aber auch ihrem Mann, der das Tanzverbot aufrecht erhält, loyal zur Seite stehen. Darüber hinaus hat sie ihren Sohn bei genau dem Autounfall verloren, der letztendlich zum Tanzverbot führte. Femke Soetenga gelingt es, diese verschiedenen Facetten ihrer Rolle eindringlich darzustellen und den komplexen Charakter glaubhaft rüberzubringen.
Als Reverend Shaw Moore kann Florian Soyka den Vater, der mit dem Verlust seines Sohns nicht abschließen und umgehen kann und deswegen verbissen an den Verboten festhalten möchte, sowohl darstellerisch als auch gesanglich sehr gekonnt und überzeugend verkörpern.
© Dennis Mundkowski
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Charlotte Schramm, die ihren Abschluss ebenfalls in diesem Jahr gemacht hat, verkörpert Wendy Jo, eine der drei Freundinnen von Ariel, und ist Dance Captain. Gesangstechnisch erbringt sie jedoch die schwächste Leistung. Auch Lena Pudenz ist aus dem diesjährigen Abschlussjahrgang. Sie begeistert als energetische Quasselstrippe Rusty besonders mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrem warmen Timbre u.a. in "Let's Hear It For The Boy".
In der leicht verpeilten und witzigen Rolle als Willard, dem besten Freund von Ren, weiß Aliosha Jorge Ungur schauspielerisch zu überzeugen. In dem Lied "Mama sagt" sind am besuchten Vorstellungsabend noch einige Intonationsschwierigkeiten in seiner Improvisation zu hören – letztendlich sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Ungur noch im ersten Ausbildungsjahr ist. Ilias Sidi-Yacoub ist ebenfalls noch in der Ausbildung. Er verkörpert gleich drei Figuren in dem Stück: Wes Warnecker, Jeter und Cowboy Bob. Bei letzterem kann er besonders mit seiner kraftvollen Stimme und seinem energiegeladenen Line Dance auftrumpfen.
© Dennis Mundkowski
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Die Songs und der Elan des frischen, jungen Ensembles reißen mit. Dabei verzeiht man auch, dass der Cast am Abend der Premiere noch hier und da über vereinzelte Textunsicherheiten stolpert. Der Besuch des rockigen gute Laune Musicals lohnt sich!
(Text: Lilli Zeifert)

Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    32287 Viel Talent, viel Kreativität
26.09.2022 - FOOTLOOSE ist sicher kein Meilenstein des Musiktheaters. Dennoch ist die Inszenierung im First Stage Theater Hamburg ausgesprochen empfehlenswert und pendelt gut austariert zwischen mitreißendem Tanzspektakel und emotionalem Jugend- und Familiendrama.
Ein großes Kompliment an Jörg Löwy, der mit unzähligen originellen Regieeinfällen bestens unterhält.
Lichtdesign und Bühnenbild sind auf hohem Niveau und brauchen sich hinter keinem Stadt- oder Staatstheater verstecken.
Die Choreografie von Phil Kempster gibt Vollgas. Beim energiegeladenen Opener des zweiten Aktes brennt die Bühne.
Florian Soyka und Janneke Thomassen geben mit souveräner Präsenz das zentrale Elternpaar.
FOOTLOOSE bietet gute Möglichkeiten um die jungen Künstler der Hamburger Stage School zu besetzen. Dennoch konnte leider nicht jede Rolle auch wirklich typgerecht besetzt werden. Nichtsdestotrotz ist außerordentlich viel Talent und überbordende Spielfreude auf der Bühne zu entdecken.
Als herausragendes Beispiel sei hier nur Lena-Sophie Pudenz genannt, die sich jede Szene einfach "stiehlt" und zu der ihrigen macht. Hut ab!
FOOTLOOSE ist eine großartige Visitenkarte für das Haus.
Ich freue mich auf kommende Produktionen.

kevin (205 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne)
    32221 rundum gelungen
11.09.2021 - Ich mag das first Stage sehr und hatte einen rundum gelungen Abend dort.
Unterhaltsames Musical mit tollem spielfreudigen Cast, toller Kulisse und vielen Ideen. Würde sofort wieder reingehen.

steff79 (12 Bewertungen, ∅ 4.4 Sterne) 
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