 |
 Historical-Parodie
Monty Python's Spamalot Always Look on the Bright Side of Life
© Olaf Hais
© Olaf Hais
Die vom Seefestival Wustrau und dem Berliner Schlosspark Theater koproduzierte Inszenierung von Marten Sand integriert pfiffig die COVID-19-Pandemie ins pestgebeutelte, mittelalterliche England und die turbulente Suche nach dem Heiligen Gral. Auf der Bühne agiert ein kleines, spielfreudiges Ensemble, das die Pointen punktgenau serviert. Einen besseren Wiedereinstieg in den nach dem Shutdown langsam wieder anlaufenden Theaterbetrieb kann es kaum geben!
(Text: kw) Premiere: | | 17.07.2020 | Rezensierte Vorstellung: | | 13.08.2020 | Letzte bekannte Aufführung: | | 10.04.2023 | Showlänge: | | 130 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
"Such den Gral!" lautet der Auftrag Gottes - und so machen sich König Artus und seine zuvor zur Tafelrunde zusammengestellten tapferen Ritter Sir Galahad, Sir Lancelot und Sir Robin auf die Suche nach etwas, von dem sie gar nicht so genau wissen, wie es eigentlich aussieht. Dabei müssen die eifrigen Recken so manch skurriles Abenteuer bestehen und erst nachdem sie einem Killer-Kaninchen mit der Heiligen Handgranate den Garaus gemacht haben, erhalten sie den entscheidenden Hinweis zum Auffinden des Grals. Dieser befindet sich unter dem Sitz eines Zuschauers und entpuppt sich als eine Schachtel mit einem Impfstoff gegen Corona – eine wirklich frappierend gute Idee von Regisseur Marten Sand!
© Olaf Hais
© Olaf Hais
Pandemie, Lockdown und Abstandhalten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Inszenierung. So berichtet die Stimme des Historikers (auch Marten Sand) gleich zu Beginn der Aufführung, wie positiv es sei, dass alle Darsteller am Vormittag mit einem Schnelltest negativ auf Corona getestet worden seien. Die Fee aus dem See beklagt sich unterdessen in ihrem Song "Wann geht's hier wieder mal um mich?" darüber, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, weil sie nicht systemrelevant sei. Sand lässt im Partygetümmel von Camelot kurz einen Rettungsschirm aufspannen. Und im "Das Lied, das jetzt erklingt" stellt das Pferd Patsy mit zwei dünnen Stangen sicher, dass die beiden Duettpartner den Mindestabstand von 1,50 Meter voneinander einhalten. Textzeilen wie "Du stehst auf meinem Schuh" oder "Wir schreien uns noch heiser" erscheinen in diesem Zusammenhang in einem ganz neuen Licht. Die Fokussierung auf den Virus und seine Auswirkungen trösten allerdings nur schwer darüber hinweg, dass Sand in seiner Inszenierung auf Lancelots Song "Denn kommt es nicht vom Broadway" verzichtet und somit die Anspielungen auf das Genre verloren gehen.
© Olaf Hais
© Olaf Hais
Ein weiterer Wehrmutstropfen liegt in der musikalischen Begleitung, die aus der Konserve zugespielt wird und in der besuchten, ersten Vorstellung nach dem Umzug aus der Open-Air-Saison im Brandenburgischen nach Berlin hörbar noch nicht perfekt mit den Mikroports der Darsteller harmonierte. Optisch hingegen ist alles im grünen Bereich: Das trist-graue Mittelalter-Gemäuer-Einheitsbühnenbild mit zwei bespielbaren Türmen (Marten Sand) gewährt auch auf der Bühne des Schlosspark Theaters genug Raum für das turbulente Treiben und zackige Showtanz-Choreografien (Gesine Sand). Ulrike Stelzig-Schaufert kleidet die Darsteller in ein historisch inspiriertes, um Leihgaben der Freilichtbühne Tecklenburg ergänztes, Kostümbild, das bei der Fee aus dem See glamourös-extravagant ausfällt.
© Olaf Hais
© Olaf Hais
Antje Rietz verleiht dieser Leading Lady genau die Extraportion Divenhaftigkeit, die sie braucht, indem sie mit großen Gesten und vor Selbstbewusstsein strotzend über die Bühne stolziert. Ihren schönen, runden Sopran lässt Rietz bis in die Spitzentöne hinein perlen, glänzt aber auch mit einer Jodel-Einlage und jazzigeren Tönen. Ebenfalls auf den Punkt genau besetzt ist Julia Fechter, die mit großen Kulleraugen, Kokosnussgeklapper und einem eleganten Bewegungsrepertoire einfach hinreißend das Pferd Patsy gibt. Ihr ist auch der große Hitsong des Musicals, "Nimm das Leben beschwingt" ("Always Look on the Bright Side of Life") vergönnt, den sie bravourös singt.
© Olaf Hais
© Olaf Hais
Als Glücksfall erweist sich die Verpflichtung von Tom Quaas, der mit viel Humor, einem guten Gefühl für Timing und einer enormen Bühnenpräsenz König Artus als das Gehirn der ansonsten recht begriffsstutzig gezeichneten Gralssucher anlegt. Im Song "Ich bin allein" umschifft der erfahrene Mime gekonnt und mit viel Spielwitz seine gesanglichen Defizite. Einfach eine Wucht ist das tumbe Ritter-Trio Sir Galhad (Andreas Goebel), Sir Lancelot (Jan Felski) und Sir Robin (Alexander Plein). Alle drei glänzen wie auch Johannes Hallervorden, Tanja Müller und Jeannette Nickel in weiteren Rollen und tragen zum Erfolg dieser kleinen, aber feinen Produktion in schwierigen Zeiten bei. Denn gerade jetzt gilt mehr denn je: Always Look on the Bright Side of Life…
(Text: Kai Wulfes)

Kreativteam
Besetzung
Frühere Besetzungen? Hier klicken König Artus - Tom Quaas
Fee aus dem See - Antje Rietz
Dennis, später Sir Galahad / Prinz Herberts Vater - Andreas Goebel
Sir Lancelot / Schwarzer Ritter - Jan Felski
Sir Robin / Prinz Herbert - Alexander Plein
Pferd Patsy / Die "Noch nicht Tote" / Concorde - Julia Fechter
Finne / Mönch / Leiche / Sir "aus dem falschen Stück" / französischer Spötter / fahrender Sänger / Ni-Ritter / Wache 1 / Tim, der Zauberer / Bruder Maynard - Johannes Hallervorden
Finnin / Mönch / Leiche / Seejungfrau / Burgfrau / französische Wache / Can Can Tänzerin / Ni Ritter / Wache 2 / Braut - Tanja Müller
Finnin / Mönch / Leiche / Seejungfrau / Burgfrau / französische Wache / Can Can Tänzerin / Ni Ritter / Kaninchen / Braut - Jeanette Nickel
Stimme Gott - Dieter Hallervorden
Stimme Historiker - Marten Sand
Produktionsgalerie (weitere Bilder)

Bitte melden Sie sich an, wenn Sie einen Leserkommentar abgeben wollen. Neu registrieren | Logon Details können Sie hier nachlesen: Leserkommentare - das ist neu |
 |
|
| Handlung | Im England des Jahres 932 begibt sich King Arthur auf die Suche nach dem Heiligen Gral. mehr Unterstützt wird er von den Rittern der Tafelrunde, die er jedoch zuerst einmal finden muss. Eine ereignisreiche und skurrile Reise durch das Königreich folgt, Zwischenstopp im Sündenbabel "Camelot" inklusive.
|
|
 |
Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
|
Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
 |
 |