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Blutiger Honig (2019 - 2023)
Friends with Benefits, Berlin

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Obwohl das Insektensterben ein aktuelles Thema ist, das Politik und Gesellschaft bewegt, kann das Bienen-Musical “Blutiger Honig” aus der Feder von Thomas Pigor und Christoph Swoboda mit Musik von Wolfgang Böhmer keine mitreißende Wirkung entfachen. Die wunderbaren Darstellerinnen und Darsteller hauchen ihren Figuren glaubhaft Leben ein, dennoch fehlt es dem Stück an Dramatik und Dynamik. Der Funke will einfach nicht überspringen, auch wenn die Handlung im zweiten Akt an Fahrt gewinnt.

Der Bienenstock, in dem Drohne Olaf (Oliver W. Koch) lebt, ist vom Aussterben bedroht. Nicht nur, dass die Königin kaum noch Eier legt (früher waren es 500 am Tag, heute ist es 1 klägliches!) und die anderen Bienen eine Meuterei planen – zu allem Überfluss ist auch noch der Nektar Royal, der wertvollste Besitz des Bienenstaates, verschwunden.

Olaf, von Beruf “Befruchter”, wird von heute auf morgen vor die Tür gesetzt und ist arbeitslos. Gut, dass es die ZAV gibt, die “Zentrale Arbeitsbienenvermittlung”. Gelächter im Publikum: Die ZAV-Künstlervermittlung der Bundesagentur für Arbeit ist vielen ein Begriff. Durch Olafs Begegnung mit der verführerischen Wespe Zizi (Jenny Bins) gelangt er in die Szenebar “Zum Abwasserrohr”, wo Royal als bewusstseinsverändernde Droge serviert wird. Olaf kommt einem Royal-Schieber-Syndikat auf die Spur und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Auch wenn die Inszenierung als Ganzes unter der unspektakulären, eher langweiligen Handlung leidet, überzeugen zumindest die Darsteller. Mit Talent und viel Spielfreude schlüpfen sie in die Rolle verschiedener Insekten. Herauszuheben sind Oliver Koch als der anfangs super-naive und treudoofe Olaf, der sich im Laufe des Stückes zu einem skrupellosen und gemeinen Möchtegern-Herrscher entwickelt, Anni Bundz als Bienenkönigin mit starker Stimme und bitterbösem Blick, sowie Jenny Bins als gerissene und sexy Wespe Zizi.

Besondere Wandelbarkeit zeigt Martin Radecke, der zuerst die arrogante “Checker-Drohne” Oscar mimt, die alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, zu befruchten gedenkt. Im weiteren Stückverlauf schlüpft er in die Rolle des Marienkäfers Mario – zweifelsohne einer der Sympathieträger des Abends, der allen Widrigkeiten und Grausamkeiten trotzt (auf dem Speiseplan mehrerer Charaktere stehen Marienkäfer-Schenkelchen) und mit ungebrochenem Optimismus durchs Leben krabbelt. Die einzige andere liebenswerte Figur ist die herzensgute Eintagsfliege (Nicola Daro). Ihr gemeinsam mit Mario angestimmtes Lied “Sing in Dur” – melodisch in a cappella vorgetragen – gehört zu den berührenden Momenten des Abends. Franziska Böhm darf als mörderische Gottesanbeterin den Titelsong “Blutiger Honig” performen. Die Musik kommt stets vom Band, eine musikalische Begleitung durch ein Orchester gibt es nicht.

Aufgrund der kurzfristigen Erkrankung von Ensemblemitglied Ralf David begann die Vorstellung am Premierenabend 15 Minuten später. David Hannak, bei der Begrüßung des Publikums noch als Conférencier zu sehen, schlüpfte an Ralf Davids Stelle in die Rolle der Drohne Otto. Dass Hannak immer mal wieder einen Blick ins Textbuch werfen muss, ist angesichts der bekannten Umstände verständlich. Hinzu kommt, dass in der Presseankündigung im Vorfeld der Veranstaltung darauf hingewiesen wurde, dass es sich bei “Blutiger Honig” ohnehin um “eine (halb) szenische, (halb) konzertante (HALB) Lesung” handle. Entsprechend agieren auch andere Darsteller ab und an mit Textbüchern auf der Bühne.

Eine Szene mit Drohne Otto und Wespe Zizi verdient besondere Erwähnung: Zunächst spielt David Hannak Bösewicht Otto, dann taucht plötzlich Oliver Koch mit einem Schild auf der Brust mit dem Schriftzug “Otto” auf und stimmt das Duett “Hallo Schatz” an. Kaum sind die letzten Töne verklungen, betritt Hannak wieder die Bühne und Koch klebt ihm das “Otto”-Schild auf den Oberkörper. Den Hintergrund dieses Rollenwechsels klärt Hannak auf: “Oliver kann besser singen als ich.” Eine absolut charmante Lösung für die Krankheitsvertretung! Zu einem weiteren amüsanten Moment kommt es, als Hannak sowohl seine eigene Rolle Asselino als auch Otto in einer Szene gleichzeitig spielen muss, was ihm mit viel Witz gelingt.

Die Inszenierung kommt ohne Bühnenbild aus. Das Eintauchen in die Welt der Insekten ist der Fantasie des Publikums überlassen. Einige wenige Requisiten, wie etwa ein großes Pult und die verschollenen Royal-Flaschen, kommen zum Einsatz. Die Darstellerinnen und Darsteller tragen an Haarreifen befestigte Fühler auf den Köpfen. Wer eine Biene darstellt, ist zudem schwarz-gelb gekleidet und trägt Handschuhe in diesen Farben. Ein Hingucker ist das opulente, in Schwarz und Lila gehaltene Kleid der Bienenkönigin. Niedlich ist Marienkäfer Mario mit seinen sechs Beinchen aus Plüsch, der Brille mit den dicken Gläsern und einem gepunkteten Schild auf dem Rücken – die Unschuld in Person. Dem Gegenüber wirkt Asselino mit seiner schwarzen Sonnenbrille wie ein Mafioso.

Auch wenn die Handlung eher belanglos dahinplätschert und keinen mitreißenden Sog entfalten kann: Die hochmotivierten Darstellerinnen und Darsteller trösten gekonnt über einige Längen hinweg.

 
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KREATIVTEAM
Musicalsatire Noir von Wolfgang Böhmer, Thomas Pigor und Christoph Swoboda
RegieOliver W. Koch
 
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CAST (AKTUELL)
== 2023 ==
Asselino / ConférencierDavid Hannak
Bienenkönigin / Mantis ReligiosaChristina Fronista
ZiziJenny Bins
Saskia Ranwig
EintagsfliegeNicola Daro
OlafJerome Winistädt
Oskar / Mario MarienkäferMartin Radecke
Oliver W. Koch
OttoRalf David
Ameise / KellnerasselinDelia Dosch
 
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CAST (HISTORY)
ConferencierDavid Hannak
BienenköniginAnni Bundz
ZiziJenny Bins
EintagsfliegeNicola Daro
Mantis ReligiosaFranziska Böhm
OlafOliver W. Koch
MarioMartin Radecke
OttoRalf David
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 03.08.2019 20:00Theater O-TonArt, BerlinPremiere
So, 04.08.2019 18:00Theater O-TonArt, Berlin
Sa, 22.04.2023 20:00Coupé Theater, BerlinWiederaufnahme
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