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 Komödie
The Producers Chorus Line im Stechschritt
© Andreas Etter
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Ein Musical, das Hitler veralbert, erhitzt heutzutage kaum noch die Gemüter. Anders in den 1960er Jahren, in denen das Stück spielt und die Filmvorlage heraus kam. Heute ist eher die Frage, ob sich das Publikum auf ein Stück einlässt, in dem es mit politisch unkorrekten, sexistischen und ausgesprochen unsinnigen Gags und einigen satirischen Spitzen befeuert wird. In Mainz erliegen die Zuschauer dem Charme eines Ensembles, das sich für keinen Ausrutscher und keine Grimasse zu schade ist.
(Text: ig) Premiere: | | 28.09.2019 | Rezensierte Vorstellung: | | 28.09.2019 | Letzte bekannte Aufführung: | | 23.05.2020 | Showlänge: | | 195 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
Max Bialystock und sein neuer Kompagnon Leo Bloom wollen einen veritablen Broadway-Flop landen, weil Bloom, eigentlich ein Buchhalter, herausgefunden hat, dass sich mit einem Misserfolg mehr Geld als mit einem Hit verdienen lässt. Also suchen sie das schlechteste Stück, den unfähigsten Regisseur und die miserabelste Besetzung. Die Wahl fällt auf “Frühling für Hitler“ des Altnazis Franz Liebkind, der auch die Hauptrolle übernehmen soll. Ein scheinbar todsicherer Plan.
© Andreas Ette
© Andreas Ette
“The Producers“ überzeugt weniger durch seine Songs, die, passend zur Handlung, dem Revue-Theater vergangener Zeiten huldigen, sondern durch den Wortwitz und die Rollen, die wahres Schauspieler-Futter sind. Bei der Staatstheater-Produktion ist nur Dirk Weiler ausgebildeter Musicaldarsteller, die anderen Solisten sind Schauspieler und Mitglieder der Opernsparte. Doch sie schlagen sich auch bei Gesang und Tanz mehr als wacker. Michael Kamp glänzt als gerissener Max Bialystock in Groucho-Marx-Optik mit gutem Gespür für Timing. Den stimmlich anspruchsvolleren Part hat Vincent Doddema als Leo Bloom. Mit jungenhaftem Charme, entsprechender Körpersprache und einer beachtlichen Stepp-Einlage hat er das Publikum auf seiner Seite. Seine Wandlung vom verklemmten Buchhalter zum selbstbewussten Produzenten unterstützt die schwedische Sex-Bombe Ulla, die Maike Elena Schmidt mit charmantem Akzent und naivem Augenaufschlag auskostet. Henner Momann darf als Franz Liebkind mit Stahlhelm und Hitler-Bärtchen nach Herzenslust urkomisch auf die Klamauk-Pauke hauen. In der Rolle des extrovertierten Regisseurs Roger De Bris, der bei der Show-Premiere als Hitler-Darsteller einspringen muss, begeistert Dirk Weiler durch hemmungsloses Ausspielen seiner Figur. Sein "Lebensabschnittsassistent" mit Mireille-Mathieu-Gedächtnis-Frisur Carmen Ghia bekommt von Dennis Herrmann im Ballettsprung einen Stempel aufgedrückt.
© Andreas Etter
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Dass das Musicalensemble die gewitzten Revue-Choreographien von Kati Farkas nicht immer völlig synchron tanzt, ist wegen der spürbaren Spielfreude zu verschmerzen. Auch dass bei der Premiere einige Gesangseinsätze wackeln, fällt nicht ins Gewicht. Paul-Johannes Kirschner führt das Philharmonische Staatsorchester zu opulentem, in bestem Sinne altmodischem Broadway-Klang. Anette Hachmann stattet die Produktion im passenden Retro-Stil aus. Optisch ansprechend und üppig, aber ohne früheren Produktionen dieses Stücks neue Akzente hinzuzufügen.
© Andreas-Etter
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Der für Regisseur Christian Brey typische Inszenierungsstil - fast artistischer Slapstick und das Wiederholen oder in die Länge ziehen von Gags - passt wunderbar zu Mel Brooks' klamaukigem Musical, auch wenn so die Aufführungsdauer auf stattliche 3 Stunden 15 Minuten ausgedehnt wird. Dass sich die letzten 20 Minuten etwas ziehen, ist der Vorlage geschuldet, die nach der “Frühling für Hitler“-Premiere keinen knackigen Weg zum Finale findet. “The Producers“ ist in Mainz sehenswerter, mit Spaß umgesetzter Nonsens auf hohem Niveau.
(Text: Ingo Göllner)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    32127 Look out Broadway! Here I come!
26.11.2019 - Ich könnte nun viel schwärmen.
Zum Beispiel über das in jeder Szene stimmige Bühnenbild, über die Vielzahl verschwenderischer, witziger, detailgetreuer Kostüme, Kati Farkas originelle und flotte Choreografie, das temperamentvoll aufspielende große Orchester des Staatstheaters, Christian Breys rasante Regie und das ausgezeichnete Comedy Timing.
Was diese Produktion aber endgültig in den Musical-Himmel erhebt, ist ihre fantastische, begnadete, mitreisende, hochmotivierte, zu 100% typgerechte Besetzung.
Michael Kamp als Max Bialystock zieht sich die großen Schuhe des begnadeten Komödianten Nathan Lane an und springt mühelos davon.
Vincent Doddema bringt mit einem urkomischen Bewegungstalent, einer göttlichen Mimik und einer Stimme, die Matthew Broderick locker in den Schatten stellt einen unfassbar guten Leo Bloom auf die Bühne.
Dirk Weiler ist als Roger DeBris/Hitler eine einzige Bühnen-Urgewalt. Jeder Widerstand ist zwecklos.
Gleiches gilt für Henner Momann als Franz Liebkind. Er singt und spielt mit überbordender ansteckender Energie, hat ein perfektes Komödiengespür und setzt die Pointen auf den Punkt. Fast ist es schon bedenklich, wenn der grenzdebile Nazi in dieser gloriosen Darstellung zum umjubelten Liebling des Publikums wird.
Maike Elena Schmidt zeigt die große Kunst, wie man ernsthaft eine naive Klischee-Blondine liebenswert und sympathisch darstellt.
Und, und, und... Gerechterweise müsste man eigentlich alle großartigen und wunderbaren Darsteller dieser Inszenierung namentlich erwähnen.
Unbedingt erwähnenswert sind auch noch der Chor und das Ensemble. Sie alle werfen sich mit soviel Energie, Dynamik und Spielfreude ins komödiantische Gefecht, dass es eine wahre Freude ist.
THE PRODUCERS am Staatstheater Mainz bietet fulminant inszeniertes und grandios gut besetztes Musiktheater.
Musical Heaven!

kevin (204 Bewertungen, ∅ 3.4 Sterne)
    32122 Tolles Stück
11.11.2019 - Vielen Dank dem Staatstheater Mainz, das den Mut hat, dieses Stück auf den Spielplan zu setzen!
Die Darsteller gehen voll in ihren Rollen auf und dank dem professionellen Orchester, kommt die Musik authentisch und originalgetreu rüber.
Ein sehr kurzweiliges Vergnügen!

E_Mosch (3 Bewertungen, ∅ 5 Sterne) 
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| Handlung | Als erfolgloser Produzent gewinnt Max Bialystock den schüchternen Buchhalter Leo Bloom für seine Idee, wissentlich einen Misserfolg auf die Bühne zu bringen, um daraus Kapital zu schlagen. mehr Die beiden finden die schlechteste jemals geschriebene Bühnenshow, den schlechtesten Regisseur und die schlechtesten Schauspieler – soweit scheint der Plan zu funktionieren.
Doch die Zuschauer lieben das Stück, der illegale Plan fliegt auf, Max Bialystock wird verhaftet und Leo Bloom setzt sich nach Rio ab. Das schlechte Gewissen und die tiefe Verbindung zwischen Max und Leo bringen den Buchhalter schließlich dazu, sich ebenfalls zu stellen, und die beiden werden für fünf Jahre eingesperrt.
| Weitere Infos | Vom 15. Mai 2009 an war die Produktion des Ronachers im Berliner Admiralspalast zu sehen.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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