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 Dramatische Komödie
Monty Python's Spamalot Always Look on the Bright Side of Life
© Vincent Leifer
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Kein Abend für Spaßbremsen! Wer zum Lachen lieber in den Keller geht, der sollte auf keinen Fall Peter Reins aberwitzig inszenierte Gral-Suche am Theater Vorpommern besuchen. Ein spiel- und gesangsfreudiger Cast führt das Comedy-Musical in sehenswerter Ausstattung (Xenia Hufschmidt) zum Erfolg.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 07.12.2019 | Rezensierte Vorstellung: | | 07.12.2019 | Letzte bekannte Aufführung: | | 21.05.2020 | Showlänge: | | 160 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
Auch wenn zunächst ein Foto von "Brexit-Boris" zu sehen ist: der Politiker mit der strubbeligen Frisur ist natürlich nicht der angekündigte englische Herrscher, der sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral machen wird. Hektisch wird seine Projektion gegen die eines ins Publikum grinsenden Königs Artus ausgetauscht. Welch peinliche Verwechslung – aber gewollt!
© Vincent Leifer
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Bereits in den ersten Momenten dreht Peter Rein genüsslich an der Gag-Schraube und gibt die Richtung für die kommenden 160 Minuten vor: Britischer, vor nichts und niemandem zurückschreckender Humor verballhornt mit hämischer und manchmal auch sehr obszöner Respektlosigkeit die Artus-Sage, das Genre Musical und den typisch deutschen Stadttheater-Betrieb. Reins Regiearbeit hält bis zum Finale das hohe Tempo mühe- und zügellos durch und bedient – wie im Fall der furzenden französischen Ritter – nur selten Geschmacklosigkeiten. Darüber hinaus würzt er die brillante, auf dem Monty Python-Film "Der Ritter der Kokosnuss" basierende Vorlage mit eigenen Zutaten. So mutiert zum Beispiel ein riesiges, lila Plüsch-Einhorn zu Simba aus dem Löwen-König oder Gott bläst zur Suche nach dem Heiligen Gral, indem ein heliumgefüllter Pokal in Form eines Luftballons hereingetragen wird.
Das aberwitzige Geschehen spielt zwischen mittelalterlich anmutenden, düsteren Wehrtürmen und einem drehbaren Burggebäude, von Ausstatterin Xenia Hufschmidt mit bunten, plüschig-flauschigen Zinnen bekrönt. Zwischenvorhänge und wenige, rollbare Versatzstücke für den Wald der Ni-Ritter ermöglichen rasche Szenenwechsel und bremsen damit nie den turbulenten Ablauf. Sehenswert ist auch Hufschmidts buntes Kostümbild mit allerlei parodistischen Anleihen.
© Vincent Leifer
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Auf dem hochgefahrenen Orchestergraben sitzt eine fabelhafte Sechs-Mann-Band. Unter der Leitung von Sebastian Undisz, der auch immer wieder mit Requisiten eigene Gags setzen darf, spielen die Musiker mit großer Leichtigkeit die dem klassischen Broadway-Sound verpflichtete Partitur von John du Prez und Eric Idle. Ein Triumph ist nach der Pause der Hit-Song "Nimm das Leben beschwingt", zu dessen Original-Worten "Always Look on the Bright Side of Life" das Publikum begeistert mitpfeift.
Eine große, angenehme Überraschung ist die als Musical-Ensemble eingesetzte Komparserie des Theaters Vorpommern, für die Lea Hladka einfache, aber sehr effektvolle, revueartige Choreografien entworfen hat. Es passt sehr gut zum Charme des Stückes, dass keine Profi-Sänger und -Tänzer auf der Bühne stehen. In vielen kleinen, meistens stummen Auftritten und in der großen "Camelot"-Shownummer glänzt die Truppe und steht alles andere als im Schatten der Profis.
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Die allesamt aus dem Schauspiel-Ensemble des Theaters Vorpommern rekrutierten Ritter der Tafelrunde schmeißen sich mit großer Lust in ihre Rollen, spielen genüsslich jede noch so große Albernheit aus und setzen ihre Gags, ohne mit der Wimper zu zucken auf den Punkt genau. Tobias Bode (Sir Robin), Benjamin Krüger (Sir Lancelot), Mario Gremlich (Sir Galahad), Friederike Serr (Sir Belvedere) und Felix Meusel (Knappe Patsy) verkörpern im Laufe der Vorstellung noch weitere Rollen und zeigen dabei ihre ungemeine Wandlungsfähigkeit. Dies gilt auch für Hubertus Brandt, der vom im breitesten norddeutschen Akzent schwadronierenden Historiker bis zum tuffig-tuntigen Jüngling Herbert in gleich sechs sehr unterschiedlichen Partien präsent ist. Mit Ausnahme von Tobias Bode, der im Song "Denn kommt es nicht vom Broadway" Probleme mit tiefen Tönen hat, singen alle auf wirklich hohem Niveau.
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Manfred Ohnoutka (König Artus) und Feline Zimmermann (Die Fee aus dem See), beide ursprünglich aus dem Musicalfach und jetzt im Schauspiel engagiert, spielen und singen zwar jeweils nur eine einzige Rolle, das aber unendlich komisch und auf Top-Niveau. Ohnoutka ist ein leicht begriffsstutziger Herrscher, der sich mit großem Eifer daran macht, die ihm und seinen Rittern gestellten Missionen zu erfüllen. Trocken und mit gekonnter Mimik setzt er seine Pointen und gewinnt dem Artus im Song "Ich bin allein" drollig-depressive Züge ab. Sein runder Bariton harmoniert sehr gut mit Zimmermanns Musical-Sopran, mit dem sie als exaltiert-divenhafte "Leading Lady" der Show besonders in "Wann geht's hier wieder 'mal um mich?" den gesanglichen Höhepunkt des Abends setzt.
"Vielleischt es ihs Künst?" fragen im Stück die französischen Wachen. Wer sich auf Albernheiten, Klamauk und den ein oder anderen derben Witz einlässt, für den ist "Monty Python's Spamalot" am Theater Vorpommern auf jeden Fall Kunst: Die Kunst einfach hervorragend unterhalten zu werden!
(Text: Theater)

Kreativteam
Besetzung
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| Handlung | Im England des Jahres 932 begibt sich King Arthur auf die Suche nach dem Heiligen Gral. mehr Unterstützt wird er von den Rittern der Tafelrunde, die er jedoch zuerst einmal finden muss. Eine ereignisreiche und skurrile Reise durch das Königreich folgt, Zwischenstopp im Sündenbabel "Camelot" inklusive.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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