Nachdem die Freilichtspiele Tecklenburg 2018 mit "Les Misérables" einen riesigen Erfolg feierten, stellen sie dieses Jahr erneut ein Musical mit historischem Hintergrund auf die Bühne. Und so darf durchaus ein Vergleich erlaubt sein und die Frage: Können die Freilichtspiele das Glanzstück aus dem Vorjahr wiederholen?
Tecklenburg bringt das Musical als deutsche Erstaufführung auf die Bühne und überzeugt dabei auf ganzer Linie vor allem mit einem herausragendem Cast, toller Regie und wunderbaren Choreografien.
Das Volk erklingt und die Zuschauer schweigen gebannt. Die mit Spannung erwartete Tecklenburger Produktion von "Les Misérables" verzichtet auf Effekthascherei und setzt dafür ganz auf detaillierte Charakterausarbeitung und ausdrucksstarke Bilder Die sorgfältig ausgewählte Cast überzeugt auf ganzer Linie und bereitet den Zuschauern einen Abend voller großer Emotionen. Aber auch die kleinen, stillen Momente kommen nicht zu kurz. Das begeistert: Minutenlange Standing Ovations bereits zum Ende des ersten Akts sprechen für sich.
Als zweite Produktion 2018 in Tecklenburg kommt "Spamalot" der britischen Komikergruppe Monty Python aus dem Jahr 2004 auf die Bühne. Das Stück basiert auf dem Film "Die Ritter der Kokosnuss" (1975), der die Gralsuche von Artus und seinen Rittern persifliert. Es inszeniert Werner Bauer, die Hauptrollen übernehmen Frank Winkels, Femke Soetenga, Robert Meyer und Thomas Hohler.
Das Kunze/Levay-Musical erstrahlt in neuem Glanz. Andreas Gergens innovative und gelungene Herangehensweise, eine gelungene Auswahl an Hauptdarstellern sowie ein bombastisch aufspielendes Orchester sorgen für einen dramatisch dichten, nahezu fesselnden Theaterabend in Tecklenburg.
Verbannte Märchenfiguren, eine eingesperrte Prinzessin, die vom Drachen bewacht wird, ein selbstgefälliger Winzlings-Lord mit großen Ambitionen, ein lustiger Esel, ein manierloser Oger und zahllose tanzende Ratten – die erste Großproduktion der Freilichtspiele Tecklenburg in dieser Saison ist ein Fest für alle, die märchenhaft Fantastisches mögen. Mit viel schrägem Humor und Pop-Kultur-Anspielungen, bietet die Polit-Parabel rund um den grünen Oger 'shreklich'-kurzweiligen Spaß für Groß und Klein. Liebhaber fantasievoller, detailreicher Kostüme und spritziger, innovativer Choreografien kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten.
"Saturday Night Fever" unter Regie von Ulrich Wiggers und Choreographie von Hakan T. Aslan verspricht mit einer bekannten Cast ein buntes 70er Jahre Disco-Feuerwerk. Dieses verpufft jedoch fast komplett in einer unstimmigen Inszenierung, die hinter den Erwartungen weit zurückbleibt.
"Artus-Excalibur" zum ersten Mal in Deutschland, zum ersten Mal auf der großen Freilichtbühne. Und da passt die Wildhorn’sche Musical-Vision der Artus-Sage auch verdammt gut hin. Ein Festspielerlebnis, das Spaß macht und unter die Haut geht!
Mit "Cats" setzen die Freilichtspiele Tecklenburg ihren Trend fort, ehemalige Longrun-Stücke auf den Spielplan zu setzen. Dabei wurde der Schauplatz von einem Hinterhof in einen ehemaligen Zirkus verlegt sowie die Kostüme und die Choreografien an den neuen Ort des Geschehens angepasst. Dem 34jährigen Stück bekommt diese Frischezellenkur sehr gut.
Zündende Rhythmen, eine Volkshelden-Geschichte, die sich – einfallsreich und flott inszeniert von Ulrich Wiggers – ausgewogen im Spannungsfeld zwischen Dramatik und Humor bewegt, pfiffige Choreographien, aufwändig gestaltete Kostüme und eine passgenau besetzte Cast: So wünscht man sich kurzweilige Musical-Unterhaltung. Die Freilichtspiele Tecklenburg liefern auch in dieser Saison ab – mit einem Stück, das einer einzigen langen Flamenco-Siesta-Nacht gleicht.