Wie gehts weiter?

Was kommt nach der Musical-Ausbildung? Wir stellen beispielhaft vier Absolventen 2006 vor – und vier unterschiedliche Wege.

Die typische Musical-Großproduktionen-Karriere wäre nichts für Julia Margareta Klotz. „Ensuite würde ich eigentlich nur mal zum Ausprobieren machen wollen“, sagt die 26-Jährige, die an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig ausgebildet wurde. Sie liebt, wie bei der Absolventenpräsentation in Leipzig unschwer zu erkennen, das Schauspiel. Entsprechend ist das erste Engagement, das sie gleich bei ihrem ersten Vorsprechen erhielt, genau nach dem Geschmack der Mezzosopranistin: ein Zwei-Jahres-Vertrag am Stadttheater, diverse Sprechrollen inklusive. „Ein absoluter Glücksfall, wann ist man schon mal gleich für zwei Jahre abgesichert“, sagt Klotz. Auch während der Ausbildung hatte sie sich bereits in diese Richtung orientiert. Zu sehen war sie bisher als Doloris in „Sugar – Manche mögen’s heiß“ (Schlossfestspiele Ettlingen) und als Soulgirl und Maria Magdalena in „Jesus Christ Superstar“ (Theater Nordhausen).

Auch Benjamin Eberling hat die nächsten Engagement bereits in der Tasche, allerdings in einem ganz anderen Bereich: Kinder- und Boulevardtheater. Zunächst übernimmt der 27-Jährige in Wien die Titelrolle im neuen Kindertheaterstück von Zaufke/Lund („Der gestiefelte Straßenkater“), anschließend spielt er im Hamburger Schmidt’s Tivoli eine Rolle in „Heiße Ecke“. Deutschlandweit bekannt ist Eberling durch eine Rolle, die er im Rahmen seiner Ausbildung an der Universität der Künste Berlin gespielt hat: den Erwin Kannes. Unter dem Titel „Letterland“ gibt es das Zaufke/Lund-Musical „Erwin Kannes – Trost der Frauen“ inzwischen auf CD, eine Wiederaufnahme in Berlin ist geplant. Was weitere Jobchancen angeht, ist der Tenor nach den ersten Erfahrungen optimistisch: „Es gibt schon gute Chancen, sich auf den Markt zu platzieren und auch in vielen Bereichen interessante Angebote und Rollen.“

Ebenfalls die Fachwelt auf sich aufmerksam gemacht hat Artur Molin. Als Patrick Stanke beim Hamburger Maury-Yeston-Aben „Is someone out there?!“ (Januar 2006) absagte, übernahm Molin den Part mit diversen Solonummern. Als Stanke dann mit zwei „Titanic“-Nummern doch mitmachte, am zweiten Wochenende aber verletzungsbedingt ausfiel, sprang Molin auch hier kurzfristig ein – und überzeugte das Publikum. Seine Karriere nach der Ausbildung an der Folkwang-Hochule Essen startet der Tenor vermutlich als Gastdarsteller an einem Stadttheater: „Ich werde wohl demnächst im deutschsprachigen Ausland einen Musicalklassiker spielen. Die Verhandlungen sind noch nicht ganz abgeschlossen, daher kann ich auch noch nicht mehr sagen.“

Gleich mit einer der größten Musical-Frauenrollen überhaupt beginnt Roberta Valentini ihre Laufbahn: Sie spielt im Sommer 2006 bei den Thuner Seefestspielen alternierend die Elisabeth. „Ich habe schon im letzten Sommer, noch während der Ausbildung, Auditions gemacht und Glück gehabt“, erzählt die 24-Jährige. Festspielerfahrung bringt sie mit: In Bregenz war sie als Francisca in der „West Side Story“ zu sehen. Ausgebildet wurde sie an der Bayrischen Theaterakademie August Everding in München.

Stadttheater-Ensemble, Stadttheater-Gast, Kindertheater/Boulevard oder Open-Air – ganz unterschiedlich gehen die Absolventen ihre Musical-Karriere an. Ob sie in der Sparte bleiben oder ganz woanders landen, wissen sie selbst noch nicht. Wäre ja auch langweilig.

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