Mein Avatar und Ich
Berlin Cast / 2011

Amüsantes Musical über die Generation „Facebook“ aus der Feder des Duos Thomas Zaufke/Peter Lund. Was passiert, wenn man sich nur hinter seinem perfektionierten Avatar-Ich versteckt, und dieses dann auch noch anfängt, selbstständig zu denken und zu fühlen? Das zeigt diese Cast-Aufnahme mit einer durchweg guten Cast aus UdK-Absolventen.


Was tun, wenn man nicht allzu viel Selbstvertrauen hat, sich nicht als perfekt empfindet oder zu faul ist, vor die Tür zu gehen? Allein im Zimmer verdoofen? Nein, warum – es gibt ja schließlich das Internet. Mit all seinen Seiten und Communitys bietet es vielfältige Möglichkeiten. Sei es ein kleiner Amoklauf im Ballerspiel oder auch eine erotische Liaison im virtuellen Raum. So vielfältig wie die Angebote im Netz sind hier auch die Charaktere und ihre Avatare. Das Problem an der Sache: so mancher Nerd vergisst darauf hin sein echtes Leben. Also muss ein kleiner Programmiertrick her, um dem Angebeteten die Spielelust madig zu machen. Ganz nebenbei führen zwei Avatare dann auch noch ihre gefühlstechnisch verkorksten Spieler zusammen.Zugegeben, beim einfachen Anhören der CD kann die Handlung von „Mein Avatar und ich“ schon etwas verwirren, da helfen das Booklet und ein Blick ins Internet weiter. Da die Rollen im Stück eigentlich doppelt besetzt sind (reale Person/ Avatar) helfen diese Informationen, den Überblick zu behalten.

Aus der homogenen Cast sticht niemand wirklich heraus, da alle Sänger solistisch gut bis sehr gut singen. Einzig „Retter der Welt“ (gesungen von Benjamin Sommerfeld) enthält einige nicht ganz so schöne hohe Töne. Schöne Balladen sind vor allem „Nicht verliebt“ von Anja Backus als Gretchen, das Quartett „Wunderbar“ von Helen (Johanna Spantzel), John (Jörn-Felix Alt), Anne (Karen Helbig) und Rupert (Maximilian Mann). In ihrem Song „Blond“ hat Karen Helbig auch noch einmal die Chance solo zu glänzen.Witzig sind viele der Songs schon allein, weil man sich selbst oder Freunde und Bekannte in den etwas überzeichneten Internet-Junkies wieder erkennt. So könnte „Ich habe 743 Freunde“ von Fritz (Dominik Boop) zur Facebook-Hymne werden und Ruperts Liebeserklärung an seinen eigenen Avatar John erklärt schon viel über seinen verkorksten Charakter. Was passiert, wenn die Damen in die angebliche Männerdomäne Cybergames einbrechen, hört man in „Tussizeit“, das ganz nebenbei noch ein paar schöne neue Kosenamen liefert.

Auch wenn alle Sänger in ihren Soli überzeugen, so sind die wahre Stärke der Aufnahme vor allem die Ensemblenummern, Duette, Terzette. Ein so homogenes und überzeugendes Ensemble hört man nur selten.

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