Die „Boyband“ der Musicalszene präsentiert nach langer Wartezeit das begleitende Studio-Album zur populären Konzertreihe. Altbekannte Musicalmelodien werden dank neuer Arrangements aufgepeppt und man entdeckt so manchen langweilig gewordenen Song neu.
Vieles kann der Merchandise-Maschinerie rund um die „Musical Tenors“ vorgeworfen werden, doch mangelnde musikalische Qualität gehört gewiss nicht dazu. Lässt man den ganzen Fan-Hype um Kalender, Buttons, Shirts und Kaffeetassen beiseite, kann sich der Hörer auf fünfzehn gute bis sehr gute Songinterpretationen freuen. Neben den neu arrangierten Quartetten bekommt jeder der Herren auch ein Solo – mit mehr oder weniger überraschender Titelauswahl.
Die große Stärke des Albums sind vor allem die Lieder, die Jan Ammann, Christian Alexander Müller, Mark Seibert und Patrick Stanke gemeinsam singen, wobei hier die Rollen klar verteilt sind: Ammann und Müller singen durchweg mit klassischer dunkler Stimmfarbe, Seibert und Stanke sind Poptenöre. Um alle vier Stimmen zu jeder Zeit unterscheiden zu können, muss man den individuellen Stimmklang der Herren kennen. Etwas abwechslungsreicher wäre es da gewesen, wenn Ammann und Müller ab und an etwas mehr Pop in die Stimme gelegt hätten. Beim ersten Blick auf die Trackliste fällt vor allem auf, dass es sich bei den eingespielten Songs fast durchweg um Klassiker des Musicals handelt und „This Is The Moment“ und „Die Unstillbare Gier“ schon die neuesten Titel sind. Trotzdem gelingt es den Interpreten, aus allen Titeln etwas Neues heraus zu holen. „In der Straße wohnst du“ wird zur schmissigen Jazz-Nummer, die sofort gute Laune verbreitet, „Maria“ wird mit Latino-Rhythmen besungen und auch „The Impossible Dream“ verliert von seiner Gediegenheit. An der Grenze zum Schlagergenre angesiedelt sind „Am Ende bleiben Tränen“ und „Vivo Per Lei“. Hier gibt es eine Extraportion Pathos, trotzdem sind die Interpretationen sehr schön. Der absolute Höhepunkt unter den gemeinsamen Songs ist der Queen-Klassiker „The Show Must Go On“ – hier stimmen Arrangement, Dramatik und die starken Stimmen der Musical-Tenors.Bei den Soli überraschen vor allem Seibert und Stanke. Beide greifen nicht auf Altbekanntes aus ihren Solo-Alben zurück, sondern bieten Stücke, die bisher von ihnen (zumindest auf CD) noch nicht zu hören waren. Mark Seibert orientiert sich mit „I Will Always Love You“ glücklicherweise an der Dolly-Parton- und nicht an der Whitney-Houston-Version. Und auch Stanke präsentiert mit seiner sehr gefühlvollen Darbietung von „The Winner Takes It All“ eine kleine Überraschung. Weniger überraschend aber endlich auf CD verewigt findet sich „Die Musik der Nacht“ von Christian Alexander Müller. Er macht eindrucksvoll klar, warum er einst in Essen der jüngste Phantomdarsteller aller Zeiten wurde. Jan Ammanns Solo wirkt dagegen schon fast langweilig – „Die unstillbare Gier“. Zwar wird in der Trackliste darauf hingewiesen, dass es sich hier um die neue 2011er Version handelt – aber gesanglich ist sie – abgesehen vom gehetzten Tempo – dann doch der Version auf seinem Solo-Album zu ähnlich.