Studioaufnahme zum neuesten Auftragswerk von Musical-Vielschreiber Frank Wildhorn das dieses Jahr Premiere in St. Gallen hatte. Große Namen der deutschsprachigen Musicalszene schmachten sich durch eine freie Interpretation der bekannten Sage um den König von Camelot.
Große Dramen sind es, die Frank Wildhorn gerne als Grundlage für seine Musicals nimmt und das Ganze dann in bombastisch-klingende Groschenromane umwandelt. So bleibt von der komplexen Geschichte um König Artus, von der es zugegebenermaßen unzählige Variationen gibt, eine doch recht brave Erzählung, die Lust auf etwas mehr Düsternis macht. Natürlich kann dies auch nur an der Auswahl der Lieder liegen, denn die Highlights-Aufnahme hätte mit 14 Tracks ruhig noch die eine oder andere Nummer vertragen können.
Die Charaktere, die es aus der Sage in das Musical geschafft haben, wirken beim Hören der CD alle sehr eindimensional. Artus ist der strahlende Held, Lancelot der unglückliche Liebende, Morgana die Böse und Merlin steht irgendwie über allem. Die mangelhafte Charakterzeichnung schmälert keinesfalls die Qualität der Sänger oder der Kompositionen, aber es bleibt als kleiner, fahler Beigeschmack.Stilistisch hat sich Wildhorn hier am Klangbild orientiert, das man bei „Artus“ als Hörer auch vermutet: zarte Flöten, Märsche, hier und da ein Glockenspiel und sehr viel Pathos. Schon der Prolog „Das Feld der Ehre“ zieht sich in seiner Schwülstigkeit – hier hätte eine kürzere Version möglicherweise auch gereicht. Einen schöneren Einstieg in die Geschichte bietet da „Der Heiler“, ungewohnt sanft und sehr berührend gesungen von Thomas Borchert in der Rolle des Merlins.
In der Titelrolle ist Patrick Stanke zu hören, der sich mit Artus in gewohntem Rollenterrain wiederfindet. Selbst auf dem Backcover der CD könnte man meinen, D’Artagnan zu sehen. Der strahlende Held steht ihm stimmlich sehr gut und bei „Was macht einen König aus“ berührt auch seine Interpretation. Ein wenig unterfordert bleibt Mark Seibert, der als Lanzelot leider nur ein einziges Solo („Nur Sie Allein“) auf der CD hat und sonst in den Gruppennummern nur durch angestrengtes Hören von Patrick Stanke zu unterscheiden ist.Fast etwas überpräsent ist dagegen Annemieke van Dam als Guinevere, was aber auch wieder sehr Wildhorn-typisch ist. Leider sind sich ihre Songs allesamt recht ähnlich und keiner bleibt wirklich mit Nachdruck im Gedächtnis.
Stärkeren Eindruck machen da schon die Lieder von Sabrina Weckerlin als Morgana. Das sakrale „Sünden der Väter“ und auch das Duett „Begehren“ mit Thomas Borchert stechen zwischen den Balladen sehr hervor. Schade nur, dass ausgerechnet bei diesen beiden Songs die Abmischung etwas unglücklich geworden ist und streckenweise die Stimmen der Sänger zu sehr von der Musik übertönt werden.Absolutes Highlight der Aufnahme ist „Morgen schon triffst du den Tod“. Spannungsgeladen, mitreisend und voll der Kraft, die in der Grundgeschichte steckt, zeigt dieser Song sehr gut was aus „Artus“ hätte werden können, wäre man mehr auf die düstere, dramatische Seite der Sage eingegangen und hätte sie nicht zu sehr weichgespült.
Alles in Allem ist „Artus – Excalibur“ ein nettes neues Musical und die Einspielung überzeugt mit einer stimmstarken Cast, allerdings bleibt das Stück nach den vorangegangenen „Wonderland“ und „Bonnie & Clyde“ doch etwas hinter den Erwartungen zurück. Vielleicht verhält sich Herr Wildhorn ja doch noch einmal typisch und tüftelt noch etwas am Stück herum. Das Potential wäre auf alle Fälle da.