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Das Theater St. Gallen legt mit seiner Inszenierung von „Rebecca“ die Messlatte für die nachfolgende Produktion in Stuttgart hoch. Was hier gezeigt wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes „großes Kino“. Ein grandioses Ensemble, beeindruckende Kulissen und Video-Projektionen überzeugen auf ganzer Linie.
Mystische Nebelschwaden begrüßen das Publikum beim Eintritt in den Saal. Auf dem Vorhang prangt groß der Buchstabe „R“ auf blauem Hintergrund. Zu Beginn erscheint hinter einem transparenten Vorhang „Ich“ und das Anwesen Manderley wird per Videobild projiziert. Diese Vermischung von Projektionen (Sven Ortel) und dem abwechslungsreichen Bühnenbild (Peter J. Davison) zieht sich durch die gesamte Inszenierung. Die Bilder, die auf diese Weise entstehen, sind beeindruckend. Wenn Manderley in Flammen steht und Mrs. Danvers auf der Treppe hinter dem „brennenden“ Transparentvorhang stirbt, garantiert das Gänsehaut pur.
Jeder der Spielorte – ob Manderleys Halle, das Schlafzimmer oder das Hotel in Monte Carlo – ist optimal für die Bühne von St. Gallen konzipiert und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Ein großes Kompliment gilt auch der Bühnencrew. Die Umbauten laufen so fließend, dass man sie als Zuschauer kaum wahrnimmt.
Ein weiterer Pluspunkt der Inszenierung ist das Sinfonieorchester des Theaters St. Gallen unter der einfühlsamen und energiegeladenen Leitung von Koen Schoots. Die beiden neuen Songs, welche Sylvester Levay und Michael Kunze geschrieben haben, tragen dazu bei, die Beziehung von Maxim De Winter und „Ich“ besser zu verstehen und das gesellschaftliche Umfeld, in dem sich die Inszenierung bewegt, besser einzuordnen. Die Kostüme von Birgit Hutter sind bestechend und zur Epoche kreiert. Bei Mrs. Van Hopper wurde farblich und glitzertechnisch als Kontrast zur damaligen Mode aus dem Vollen geschöpft.
Die Regie von Francesca Zambello, die „Rebecca“ schon in Wien inszeniert hat, konzentriert sich darauf, die mystisch-rätselhafte Grundstimmung stets durchscheinen zu lassen. Auch zeichnet sie die Charaktereigenschaften der Hauptakteure detailliert und lässt dadurch im Verlauf des Abends mehr Tiefe entstehen. Unterstützt in diesem Unterfangen wird sie von einem spielfreudigen Ensemble. Jede der Rollen ist optimal besetzt. Auch die kleinsten Parts bleiben nachhaltig in Erinnerung. Simon Eichenberger behält auch in dieser Inszenierung seine charakteristische choreographische Handschrift bei: Alltagshandlungen gehen fließend in Tanzbewegungen über, das Ensemble wirbelt rasant über die Bühne.
Lisa Antonis „Ich“ ist erfrischend, voller Energie und Lebensfreude. Durch ihre Natürlichkeit und Unwissenheit tappt sie in Fettnäpfchen um Fettnäpfchen, ihr warmer und heller Sopran passt hervorragend zur Rolle. Die Entwicklung zur reifen Frau an der Seite von Mr. De Winter meistert Antoni gut. Thomas Borchert als Maxim ist stimmsicher und durchweg überzeugend. Insbesondere gelingt es ihm, die Zerrissenheit, die innere Unruhe und Wut der Rolle zu vermitteln.
Die mystische und unheimliche Grundstimmung des Stückes wird punktuell von Isabel Dörfler als Paradiesvogel Mrs. Van Hoppper unterbrochen. Komödiantisch darf sie aus dem Vollen schöpfen. Wie im Lied „I’m an American Woman“ besungen, scheint Dörfler wirklich einen gesamten Gospelchor in ihrer starken Stimme zu vereinen. Auch Oliver Heim als Ben ist perfekt besetzt. Mit einer starken Bühnenpräsenz und Mimik besticht und berührt er. Seine klare Stimmfarbe unterstreicht diesen Eindruck.
Kerstin Ibald und André Bauer spielen, wie schon in Wien, die Figuren Beatrice und Frank Crawley. Beide sind für die Rollen Idealbesetzungen. Sie sind schauspielerisch und stimmlich stark und fühlen sich sichtlich daheim in ihren Parts. Andreas Wolfram holt aus seiner kleinen Rolle als Bösewicht Jack Favell das Beste heraus. Außerordentlich schmierig zu Beginn, im zweiten Akt aber ebenso verzweifelt, vermag er zu überzeugen.
Das letzte Puzzleteil dieser hervorragenden Cast ist Maya Hakvoort als Mrs. Danvers. Jedes Mal wenn sie die Bühne in St. Gallen betritt, stockt einem der Atem. Sie zeichnet die Zerrissenheit, Kälte, die Liebe zu Rebecca und den immer wieder aufkeimenden Wahnsinn überragend. Jede Faser ihres Körpers ist gespannt, jede ihrer Gesten der Vergötterung von Rebecca punktgenau. Rebecca scheint sich in ihrem Körper und ihrer Mimik widerzuspiegeln, obwohl sie doch das gesamte Stück für den Zuschauer eigentlich unsichtbar ist. Hakvoorts warme, starke Stimme berührt. Am Ende hat man trotz ihrer Kälte Mitleid mit Mrs. Danvers. Ein sehr überzeugendes Rollendebut.
Das Theater St. Gallen zeigt mit der Inszenierung von „Rebecca“ wieder einmal, dass die Bezeichnung „Musical Hot Spot der Schweiz“ mehr als verdient ist. Ebenso, dass sich gutes Casting auszahlt. Drei der Hauptakteure (Borchert, Ibald und Dörfler) wurden entsprechend auch für die Produktion in Stuttgart verpflichtet.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Koen Schoots |
Inszenierung | Francesca Zambello |
Choreografie | Simon Eichenberger |
Bühne | Peter J. Davison |
Kostüme | Birgit Hutter |
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CAST (AKTUELL) |
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"Ich" | Lisa Antoni Lucy Scherer | |||
Maxim de Winter | Thomas Borchert Florian Fetterle | |||
Mrs. Danvers | Maya Hakvoort Kerstin Ibald | |||
Jack Favell | Andreas Wolfram Tim Reichwein | |||
Mrs. Van Hopper | Isabel Dörfler Carin Filipcic | |||
Beatrice | Kerstin Ibald Sonja Schatz | |||
Frank Crawley | André Bauer Fernand Delosch | |||
Ben | Oliver Heim | |||
Oberst Julyan | Christian Hettkamp David Steck | |||
Ensemble | Heidy Suter Ariane Swoboda Florian Fetterle Ivo Giacomozzi Andreas Kammerzelt Alexandra Farkic Sonja Schatz Franziska Lessing Christian Stollberger Tim Reichwein | |||
Sinfonieorchester des Theaters St.Gallen | ||||
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Chor des Theaters St.Gallen |
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GALERIE |
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