Ein Puzzlespiel

Wie bekommt man fast alle deutschen Großproduktionen auf eine Bühne? Wir fragten den künstlerischen Leiter der Stage-Holding-Gala “Best of Musical”.

„Die Höhepunkte aus den schönsten Musicals in einer Show”. Mit diesem Slogan wirbt die Stage Holding für ihre Gala „Best of Musical” (vom 12. bis 14. November in der Köln Arena). 40 Darsteller, 30 Live-Musiker und 30 Balletttänzer präsentieren die „erfolgreichsten Highlights” des Musicals – der Werbeflyer zur Gala geizt nicht mit eindrucksvollen Zahlen und Superlativen. „Atemberaubend”, „phantastisch” und vor allem „groß” soll es werden – und damit das klappt, inszenieren, choreographieren und entwerfen die „Kreativen Köpfe” der Stage Holding bereits seit Monaten was das Zeug hält. So auch Christian Struppeck, künstlerischer Leiter der Gala und aller Großproduktionen der Stage Holding.

Herr Struppeck, wie entstand die Idee zu „Best of Musical”?

Struppeck: Wir als Produzenten und Betreiber großer Live-Entertainment-Shows haben gespürt, dass das Publikum auf so eine Gala hofft, ja, sie sogar erwartet. Dieses Interesse haben wir erkannt – und so möchten wir unseren Zuschauern nun einen Abend in erstklassiger Qualität bieten, auf großer Bühne, mit großem Ensemble, ganz neuen Choreographien und großem Orchester.

Aus welchen Musicals der Stage Holding werden Ausschnitte zu sehen sein?

Nicht nur aus Shows der Stage Holding. Wir zeigen auch Songs aus anderen Musicals, wie Copacabana, Cabaret, Hello Dolly oder Smokey Joe’s Café. Aber natürlich werden überwiegend Ausschnitte unserer Shows zu sehen sein: Aus Les Misérables, Aida, Phantom der Oper, Tanz der Vampire, Elisabeth, 42nd Street, Cats, Mamma Mia und König der Löwen. Als Höhepunkt zeigen wir erstmals Ausschnitte aus Die drei Musketiere und aus Wind of Change…

Die drei Muskteiere kommt nächstes Jahr nach Berlin – wie sieht es mit Wind of Change aus?

Das Projekt ist derzeit noch in Entwicklung. Es läuft im Moment gut, und es ist schon so weit, dass wir etwas zeigen können – aber wir können noch nicht sagen, wann es einmal aufgeführt wird. Wir hoffen natürlich, dass wir in absehbarer Zeit mehr sagen können.

Wie werden denn die Ausschnitte aus den Shows miteinander verbunden?

Es handelt sich hier nicht um eine einfache Nummernrevue, sondern die Show folgt einer gewissen Musikdramaturgie – einem Buch, das wir in vielen Kreativ-Sessions entwickelt haben. Obwohl die Nummern und Songs alle bekannt sind, haben wir so etwas Neues kreiert. Das war ein ganz schönes Puzzlespiel, bei dem wir uns sehr viel Mühe gegeben haben. Ruhige und schnelle, große und kleine Nummern wechseln sich ab, es gibt Höhepunkte zum Aktschluss und in der Mitte – eigentlich ist es genau wie ein eigenständiges Musical inszeniert, nur dass es ohne „Geschichte” funktioniert.

Wie schaffen Sie es, so unterschiedliche Werke wie Les Misérables und 42nd Street in eine Show zu packen?

Das war eine ganz schöne Herausforderung! Diese Verknüpfungen zu finden, hat den Reiz dieses Projektes ausgemacht. Es wird aber auch einen Moderator geben, Sebastian Deyle, der die einzelnen Teile miteinander verbindet, mit den Darstellern spricht und durchs Programm führt.

Welche Darsteller sind mit von der Partie?

Eben die ganz Großen des Musicals: Uwe Kröger, Felix Martin, Drew Sarich, Joshua Denning – unser Star aus „Der König der Löwen” – Caroline Fortenbacher und Beular Makheta. Von Aida kommen Maricel und Judith Lefeber, Bernie Blanks kommt vom Starlight Express – wir wollten wirklich die Stars der Musicalszene vereinen.

Wie wird so ein Mammutprojekt koordiniert – von den ersten Plänen, über die Proben bis zur Premiere?

Das war und ist eine große logistische Herausforderung. Unser Kreativteam arbeitet Tag und Nacht an diesem Projekt, um den Produktions-Schedule einzuhalten und die Gala möglich zu machen. Da müssen Noten besorgt, Kostüme geschneidert und Bühnenbilder entworfen werden. Da werden Regie- und Dramaturgiekonzepte durchgesprochen – eben wie bei einer einzelnen Show. Ein technisches Team kümmert sich derweil um die Umsetzung, den Aufbau in der Halle und die Kalkulation der Kosten.
Erste Proben finden bereits verteilt in den einzelnen Musicalhäusern statt. Mitte Oktober kommen dann Ballett und Solisten in Hamburg zusammen, und etwa acht Tage vor der Gala geht es nach Köln, wo wir alles aufbauen und gemeinsam mit dem Orchester die Endproben halten werden.

Wie sind Sie auf die Köln Arena als Veranstaltungsort gekommen?

Die Köln Arena ist einfach eine der besten Arenen für Großveranstaltungen in Deutschland. Wir hatten bereits durch unsere Holiday-On-Ice-Produktionen Kontakt mit dem Chef der Köln Arena, Herrn Assenmacher. Und nach jahrelanger guter Zusammenarbeit lag es einfach nahe, dass wir auch bei diesem Projekt zusammenarbeiten.

Ist die Gala auch von in anderen Städten geplant?

2004 wird die Gala exklusiv in der Köln Arena zu sehen sein. Aber wir können uns schon vorstellen, das Projekt in den kommenden Jahren so oder so ähnlich auch in anderen Städten umzusetzen. Das Interesse der Zuschauer ist enorm – konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.

Enorm sind leider auch die Eintrittspreise. Anders als bei den Musicals gibt es aber bei „Best of Musicals” nicht einmal ermäßigte Karten für Studenten oder Zivildienstleistende. Hätten Sie als Student den vollen Preis von 70 Euro für eine Musical-Eintrittskarte bezahlt?

Also ganz ehrlich gesagt: Ja, als ich Student war, habe ich das gemacht! Mich haben Musicals immer sehr fasziniert, und wenn ich wusste: Da ist was Tolles und Einzigartiges wie diese Gala, dann habe ich so viel für eine Karte bezahlt. Ich will jetzt nicht für alle sprechen – aber mir persönlich war’s das Geld immer wert.

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