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Jesus Christ Superstar (2005)
Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg

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Zum Jubiläum “750 Jahre St. Jacobi” zeigt die Kirche die, nach eigenen Angaben, erste Hamburger Produktion des Rockmusicals von Andrew Lloyd Webber und Time Rice. Hans Anacker und Andreas Björkmann in den Hauptrollen.

Regisseur Stephan Joachim schreibt im Programmheft: “Jeder Zuschauer hat seine individuelle Sichtweise. Und dementsprechend lasse ich in meinen Inszenierungen…Platz für eigene Fantasie und Betrachtungsart.” Einige Fragen klärt er allerdings ganz deutlich und nimmt dem Zuschauer so den angekündigten Raum für die eigene Fantasie. Da ist z.B. die Frage nach der Zeit, in der das Stück spielt; in verschiedenen Produktionen des Musicals wurde es andernorts bereits in die Moderne geholt. Durch die Kostüme beantwortet Joachim, der auch als Ausstatter fungierte, die Frage nicht eindeutig, sie haben zwar einen modernen Touch, können aber durchaus als zeitlos durchgehen, so dass hier erst einmal Platz für die Fantasie des Zuschauers bleibt. Eindeutig geklärt wird die Frage jedoch, als die Jünger zum Abendmahl mit McDonalds-Bechern und Hamburgern erscheinen! Ob diese Holzhammermethode, um auch ja dem Letzten deutlich zu machen, dass das Ganze zur heutigen Zeit spielt, nötig ist?
Ähnlich deutlich wird Joachim, wenn es um die Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena, den Sohn Gottes und die Sünderin, geht. Waren sie ein Liebespaar? Haben sie “es” getan? Oder waren sie “nur” Superstar und Fan? Wie weit ging diese Beziehung? Interessante Fragen, die das Buch des Musicals nicht eindeutig beantwortet. Maria scheint die einzige zu sein, die zu Jesus durchdringt und ihn beruhigen kann, sie macht in ihrem großen Solo “I don’t know how to love him” aber auch ihre Zweifel an diesem Verhältnis deutlich. Doch in Hamburg wird die Frage nach ihrer Beziehung beantwortet, denn am Ende ihrer ersten gemeinsamen Szene begnügt sie sich nicht damit ihn zu beruhigen und einzusalben, sondern sie lässt, kurz bevor das Licht ausgeht, auch noch ihr Gewand fallen und legt sich nackt zu ihm. Und wieder wird nicht darauf vertraut, dass der Zuschauer seine eigene Antwort finden könnte!
Gleich zu Beginn des Abends wird es dem Publikum nicht leicht gemacht das Geschehen zu verfolgen, muss es doch erst einmal mit einigen technischen Schwierigkeiten kämpfen. In der Eröffnungsszene, die Judas mit “Heaven on their minds” beginnt, muss die hintere Hälfte des Publikums kräftig die Hälse recken, um zu versuchen eine Blick auf den, der da singt, zu werfen. Zwar sind im Altarraum eine Menge Podeste aufgebaut, die mehrere erhöhte Spielstätten ermöglichen, doch dort oben sieht man nur eine unbeteiligte Maria Magdalena, und von der kommt der Gesang nun definitiv nicht. Unten sitzt ein zusammengekauerter Mann im Licht, aber auch der singt in dem Moment nicht (der Zuschauer ahnt, dass es Jesus sein könnte); ungefähr nach der Hälfte des Liedes ist Judas dann auch für die hinteren Reihen ersichtlich und ab dann wird durch das energische Spiel der beiden Hauptdarsteller langsam Spannung aufgebaut.
Das nächste Problem, mit dem der Zuschauer konfrontiert wird, ist die Textverständlichkeit. Manch einer muss noch den Schreck verdauen, dass hier auf Englisch gesungen wird, aber darüber hinaus harmoniert die technische Verstärkung der Stimmen überhaupt nicht mit der Kirchenakustik; heraus kommt ein Klangbrei, der es erschwert den Inhalt der Texte zu erfassen.
Mit diesem Problem haben alle Darsteller zu kämpfen. Am besten gelingt das Andreas Björkman, der mit schöner kraftvoller Stimme intoniert und den Gewissenskonflikt des Judas glaubhaft verkörpert. Hans Anacker ist mit rauchiger Stimme als Jesus untypisch besetzt und gerät in den hohen Passagen dann auch deutlich an seine Grenzen. Es ist sicherlich Geschmackssache, ob der Einzelne so eine aggressive Darstellung des Jesus mag, Anacker spielt sich die Seele aus dem Leib. Carolin Soykas Gesang klingt ebenfalls sehr schön, doch sie wirkt als Maria Magdalena den ganzen Abend lang merkwürdig unbeteiligt und kühl.
Die symbolträchtigen Plätze in der Kirche, wie Altar und Kanzel, bleiben von der Inszenierung unberührt, gespielt wird auf den bereits erwähnten ungeschmückten Podesten und Gerüsten. Das Lichtdesign (verantwortlich ebenfalls Stephan Joachim) verdient dabei besondere Beachtung; so wird in der Szene, in der die Priester ihre Vorbehalte gegenüber Jesus diskutieren, durch den Einsatz von Taschenlampen die spannungsgeladene Atmosphäre unterstrichen oder wenn Judas über Maria singt, wird sie nur durch einen schmalen Lichtspalt angestrahlt; diese originellen Ideen sind äußerst effektvoll.
Im Finale, zur Kreuzigungsszene, bietet die Kirche als Aufführungsort einen besonderen Schlusspunkt. Nachdem sich Jesus (ohne Dornenkrone und Kreuz) den “Hügel” hinauf geschleppt hat, geht das Licht langsam aus und es erstrahlt ein Element des Kirchenfensters, auf dem die Kreuzigungsszene zu sehen ist. Kein Requisitenaufwand und keine technischen Raffinessen sind nötig. Durch den Fokus auf das bunte Fenster entsteht zu den finalen Musikklängen ein stimmungsvolles Schlussbild, das lange genug gehalten wird, um dem Zuschauer nun wirklich Zeit für eigene Gedanken zu geben.

 
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KREATIVTEAM
Inszenierung und AusstattungStephan Joachim
Musikalische LeitungRudolf Kelber
 
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CAST (AKTUELL)
JesusHans Anacker
Judas IschariotAndreas Björkmann
Maria MagdalenaCarolin Soyka
PilatusKenneth Derby
CaiphasTheo Römer
AnnasRay Strachan
HerodesJohn Kirby
SimonCarsten Klages
PeterHarald Djuerken
SoulgirlsMichèle Connah
Maren Reimann
Nicole Oehmig
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 18.08.2005 20:30Hauptkirche St. Jacobi, HamburgPremiere
Fr, 19.08.2005 20:30Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg
Sa, 20.08.2005 20:30Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg
▼ 5 weitere Termine einblenden (bis 28.08.2005) ▼
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