© Alex Bach
© Alex Bach

Chicago (2017)
First Stage Theater, Hamburg

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Wer die Großproduktion des Musicals von Kander und Ebb kennt, wird sich bei dieser neuen Inszenierung vielleicht über die vielen Ähnlichkeiten wundern. Doch das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass das Ensemble und die kleine, feine Band ihre Sache wirklich gut machen.

Der ganze Abend ähnelt sehr der seit mehr als 20 Jahren am Broadway spielenden Revival-Produktion. In manchen Szenen erscheint die Inszenierung von Jacqui Dunnley-Wendt nahezu wie eine an die örtlichen und personellen Gegebenheiten angepasste Kopie: Bilder wie etwa der von einem Federfächerkreis der Tänzerinnen umrankte Anwalt Billy Flynn oder die Pressekonferenz, in der Flynn die Mörderin Roxie auf seinem Schoß wie eine Puppe dirigiert, während sich das Ensemble für den Rollenwechsel als Journalisten Trenchcoats über die knappen Kostüme geworfen hat, kommen Kennern der ‘großen’ Inszenierung doch sehr bekannt vor.

Es gibt nur wenige Szenen, in denen diese Produktion durch Originalität punkten kann, wie z.B. den sehenswert choreographierten “Zellentrakt-Tango”, in dem die sechs Solistinnen von zehn weiteren Tänzerinnen unterstützt werden. Auch Reporterin Mary Sunshine ist im grauen Volant-Kleid und mit spießiger Handtasche anders angelegt als am Broadway. Zum Ende der Gerichtsverhandlung wird ihr das Kleid herunter gerissen, so dass sie bzw. er nur noch in Unterhemd und Boxershorts dasteht. Ob das für die Geschichte wirklich nötig ist, darf bezweifelt werden. Für einen Lacher ist es allemal gut, doch Marys viel betulichere Kostümierung und Charakterisierung wirkt ein wenig wie ein bemühter Kunstgriff, um sich ja vom Original abzugrenzen.

Das Kostümbild (verantwortlich: Dennis Schulze und Huong Schulze-Steffen) ist auch in Hamburg ausgesprochen freizügig gestaltet. Abgesehen von Mama Morton laufen die Damen fast den ganzen Abend nur in schwarz-roten Dessous über die Bühne.

Ein Trumpf von “Chicago” waren schon immer die einzigartigen Choreographien im Fosse-Stil. Diesbezüglich haben Jacqui Dunnley-Wendt und Saskia Kiselowa sich ebenfalls sehr nah am Original gehalten. Alles sieht etwas weniger spektakulär aus, doch der grundsätzliche Ausdruck blieb erhalten und ergibt einen stimmigen Gesamteindruck – nicht zuletzt auch dank der ausgefeilten Licht-Regie, die mit Spots sowie indirekter und farblich nuancierter Beleuchtung ihren Teil dazu beiträgt.

Die Band sitzt auf Podesten mitten im Geschehen über die Bühne verteilt und macht einen prima Job. Kaum zu glauben, dass vier Musiker einen so satten und lässig swingenden Sound zustande bringen.

Ganz unabhängig von der Frage, wie viel Originalität in dieser Inszenierung steckt, braucht es für die Umsetzung ein gutes Ensemble. Die Haupt- und größeren Nebenrollen sind allesamt mit passenden, ausdrucksstarken Darstellern besetzt.

Sharon Berlinghoff in der Hauptrolle der Roxie Hart benötigt allerdings ein Weilchen, bis sie in der Rolle angekommen ist. In den ersten Szenen noch zu zurückhaltend, dreht sie anschließend immer mehr auf. Zum großen Solo “Roxie” und erst recht in der Gerichtsverhandlung im zweiten Akt holt sie schließlich fast alles aus der dankbaren Rolle heraus, was möglich ist. Stimmlich könnte sie allerdings mehr Belt-Power vertragen.

Dagegen ist Hannah Leser als Velma Kelly vom ersten Moment an da. Sowohl die anfängliche Arroganz der Star-Mörderin als auch die steigende Verzweiflung darüber, dass ihr Stern zu sinken droht, spielt sie hinreißend aus.

Niklas Lundßien hat sichtlich Vergnügen an der Rolle des Anwalts Billy Flynn und lässt genau das richtige Maß an schleimigem Charme und übersteigerter Arroganz in seine Performance einfließen. Auch Melanie Kastaun als Mama Morton, Arthur Polle als Mary Sunshine sowie ganz besonders Till Jochheim als Amos Hart können durch einnehmende Bühnenpräsenz in ihren Soli glänzen.

Die produzierende Stage School hat zwei ihrer letztjährigen Absolventen, Deliah Stuker und Maximilian Reinhard, mit einer neuen Übersetzung des Stückes beauftragt, die sich hören lassen kann und gut singbar ist. Doch auch den aktuellen Stage-School-Absolventen bietet dieser Abend eine gute Gelegenheit, sich im besten Licht zu präsentieren und für kommende Aufgaben zu empfehlen. Das gelingt ihnen auf der ganzen Linie.

Musik – John Kander
Gesangstexte – Fred Ebb
Buch – Fred Ebb, Bob Fosse

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieJacqui Dunnley-Wendt
Musikal. LeitungHauke Wendt
ChoreographieJacqui Dunnley-Wendt
Saskia Kiselowa
TonChristoph Friedrich
LichtHolger Kress
KostümeDennis Schulze
Huong Schulze-Steffen
ÜbersetzungDeliah Stuker
Maximilian Reinhard
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Velma KellyHannah Leser
Roxie HartSharon Berlinghoff
Matron Mama MortonMelanie Kastaun
Billy FlynnNiklas Lundßien
Amos HartTill Jochheim
Mary SunshineArthur Polle
Mona / Press / EnsembleSusanne Studentkowski
June / Press / EnsembleInes Becher
Annie / Press / EnsembleChristine Lecker
Hunyak / Press / EnsembleSofia Engel
Liz / Press / EnsembleFranziska Grau
Kitty / Press / EnsembleElisabeth Kirch
Fred CaselyLukas Janisch
MCTim Hunziker
EnsembleNa-Yeon Kim
Anina Rosa
Rachel Avila Roman
Maeva Roth
Jihan Belhoula
Sonja Geiger
Ronja Nicolas
Jeannine Leyendecker
Die Band
KlavierMax McMahon
BassBjörn Kröger
Jonathan Murphy
SchlagzeugJustus Murphy
GitarreHendrik Glax
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 24.06.2017 19:00First Stage Theater, HamburgPreview
So, 25.06.2017 19:00First Stage Theater, HamburgPreview
Mo, 26.06.2017 19:30First Stage Theater, HamburgPremiere
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