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3 Musketiere (2005 - 2006)
Theater des Westens, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Sehr gut gemachte Unterhaltung. Während die ganz großen Gefühle ausbleiben, besticht das dreistündige Mantel- und Degenspektakel durch Witz, Bühnenbild, Kostüme, einen stimmgewaltigen Patrick Stanke und eine fantastische Pia Douwes.

Projizierte Bühnenbilder und klassisches Musiktheater, das passt nicht immer zusammen. In Berlin weiß man das spätestens seit dem “Glöckner von Notre-Dame”, bei dem projezierte Glockentürme das Bühnenbild leer und kalt machten. Die “Musketiere” sind wieder ein klassischer Stoff, und Bühnenbildner Eric van der Palen hat leistungsstarke Projektionstechnik zur Verfügung. Dass die Szenerie dieses Mal nicht kalt wirkt, ist der geschickten Kombination mit traditioneller Theaterausstattung zu verdanken: Unzählige große Bühnenteile werden verschoben, Vorhänge und Prospekte sorgen für 26 gelungene Szenenbilder, eine geschickte Technik-Choreographie für eine fast filmische Erzählweise.
Besonders eindrucksvoll ist dabei ein neun Meter breites und siebeneinhalb Meter hohes Holzschiff auf stürmischer See. In schemenhafter, grünlicher Beleuchtung ächzt und dreht es sich; zusammen mit bewegten Stoffen, projezierten Wellen, Toneffekten und dem passenden Ensemblesong entsteht eine mitreißende Szene.
Die Kombination von Klassik und Moderne zieht sich als roter Faden durch die Produktion. Ob Bühnenbild, Kostüme oder Musik – die “Musketiere” sind kein Historienspiel, aber auch nicht so modern-abstrakt, dass es keinen Spaß mehr machen würde.
Nachdem dem schwermütigen “Les Misérables” in Berlin wenig Erfolg beschieden war, gilt für das Nachfolgestück offenbar die Devise: “Wie machen hier Unterhaltung, die Leute sollen mit einem Lächeln aus dem Theater gehen.” Die Tragik der Figuren wird nicht ausgereizt, stattdessen enthält die Show viele Lacher. D’Artagnans Pferd mischt sich gestenreich in die Gespräche ein, Diener Jack ist ebenso pfiffig wie schwul, und die Witze über den einäugigen Bösen werden zum Running Gag (von “Halt die Klappe” bis zum unvermeidlichen “Das sollten wir unter vier Augen besprechen”). Ob man das witzig oder albern findet – Geschmackssache.
Dass große Gefühle ausbleiben, liegt auch daran, dass die “Musketiere” schon in der Vorlage von Alexandre Dumas wie eine Seifenoper angelegt sind. Das setzt sich im Musical fort: das Verhältnis von d’Artagnan zu seinem Vater, d’Artagnan zu Constance, Milady de Winter zu Athos, Milady de Winter zum Kardinal Richelieu, Richelieu zum Glauben, Königin Anna zum König, Königin Anna zu ihrem früheren Geliebten, dazu noch die Haupthandlung um Richelieus Intrige gegen die Königin, d’Artagnans heldenhaften Einsatz und seinen Traum, in die Leibgarde des Königs (Musketiere) aufgenommen zu werden – hier werden so viele Baustellen aufgemacht (alle mit eigenen Songs), dass es kaum möglich ist, sich von einzelnen Figuren oder der Handlung emotional in den Bann ziehen zu lassen.
Ob sich das “normale” Publikum daran stört, muss man abwarten. Für Musical-Freunde bietet die figurenreiche Handlung den Vorteil, dass viele verschiedene Darsteller die Möglichkeit haben, sich in Songs und Spielszenen auszuzeichnen – was das Gucken und Vergleichen spannender macht.
Star des Abends ist Pia Douwes als Milady de Winter. Den besonderen Reiz bezieht die Rolle daraus, dass die Douwes sie eben nicht wie in der Werbung angekündigt als mit den Männern spielende “Femme fatale” anlegt. Vielmehr ist sie, was auch in einer Nummer im ersten Akt choreographisch sehr schön umgesetzt ist, Treibende und Getriebene zugleich. Nach außen ist sie die toughe Strategin, nach innen zerbrechlich. In einem Machtspiel wurde sie einstmals erniedrigt. Damit ihr das nicht noch einmal passiert, spielt sie jetzt selber mit.
Wer bisher den Wirbel um Patrick Stanke skeptisch beobachtet hat (“Der Junge soll sich erstmal in einer großen Rolle beweisen”), der sollte sich schleunigst auf den Weg nach Berlin machen. Zwar bietet die Rolle des d’Artagnan (junger, sympathischer Draufgänger) nur wenig Gelegenheit, sich schauspielerisch auszuzeichnen (vor allem die leisen Momente, in denen es um das Verhältnis zum Vater geht), aber stimmlich bietet Stanke eine große Leistung. Bolland und Bolland haben ihm einen Powersong nach dem nächsten auferlegt – er steht sie scheinbar mühelos durch und klingt dabei richtig gut. Man darf gespannt sein, ob er das über eine längere Spielzeit durchhält.
Ein wenig unterfordert wirkt Uwe Kröger als Kardinal. Er legt die Rolle Colloredo-ähnlich an, schreitet würdevoll durch die Szenen und gibt über weite Strecken den strengen und arroganten Intriganten. Seine großen Momente hat er in zwei aufeinander folgenden Songs im zweiten Akt. Hier wird (auch sehr schön choreographiert) klar: Der Kardinal handelt nicht aus Machtgier, sondern tatsächlich aus religiösem Wahn. Getrieben davon schickt er (mit einer Rock-Nummer) seine Soldaten in die Schlacht. Ansonsten ist die Rolle eine von vielen – Kröger kann mehr.
Viel Presserummel gab es im Vorfeld um die 19-jährige Sabrina Weckerlin. Vielleicht zu viel. Dass sie Talent hat, ist klar erkennbar. Aber ebenso, dass es ihr noch an Bühnenerfahrung fehlt, um wirkliche Star-Ausstrahlung zu haben. Als Constance liefert sie eine ordentliche Leistung ab, nach dem PR-Hype hätte man vielleicht mehr erwartet.
Kristin Hölck gibt die Königin Anna offenbar bewusst blass und zurückhaltend, nur ganz selten brechen sichtbare Gefühle aus ihr heraus – das ist sehr stimmig und passt gut zur Rolle. Marc Clear räumt als Athos mit “Engel aus Kristall” ab, was eindeutig ihm und nicht dem Song zuzuschreiben ist. Cusch Jung dürfte sich als rauher, missmutiger Anführer der kardinalseigenen Leibgarde zum heimlichen Liebling der Stammbesucher entwickeln. Oliver Mülich hat als naserümpfender englischer Butler die Lacher auf seiner Seite, in den beiden Akt-Openern zeigt er als Conferencier einer Narrentruppe, was er auch interpretatorisch drauf hat.
Wer im Musicaltheater vor allem emotional mitgerissen (Les Miz, Jekyll) oder gar zum Nachdenken angeregt werden möchte (Cabaret, Elternabend), der ist bei den “3 Musketieren” verkehrt. Wer sich aber für handwerklich sehr gut gemachte leichte Unterhaltung, üppige Ausstattung, kraftvolle Musik, stimmstarke Sänger und etliche Lacher (“lass uns einen kleinen Sonnenkönig machen”) begeistert, kurz: wer gut gelaunt in eine Berliner Nacht starten will, der ist hier genau richtig.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
BuchAndré Breedland
RegiePaul Eenens
MusikRob Bolland
Ferdi Bolland
ArrangementsMichael Reed
Musikalische LeitungBernd Steixner
ÜbersetzungWolfgang Adenberg
Ruth Deny
ChoreographieAnthony van Laast
KostümYan Tax
BühnenbildEric van der Palen
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
D'ArtagnanMarcus Hezel,
(Tobias Weis
Patrick Adrian Stamme
Thomas Hohler)

Milady de WinterKristin Hölck,
(Ann Christin Elverum
Helena Blöcker)

Kardinal RichelieuMarc Clear,
(Oliver Mülich
Cusch Jung)

AthosKarim Khawatmi,
(Marc Clear
Johan Wikström)

PorthosChristian Schleicher,
(Marcel Meyer
Tobias Weis)

AramisMathias Sanders,
(Marcel Meyer
Mark Riemer)

ConstanceNadine Schreier,
(Simone Geyer
Britt Koole)

Königin AnnaAnn Christin Elverum,
(Simone Geyer
Marion Furtner)

König Ludwig XIIIHans Piesbergen,
(Patrick Adrian Stamme
Norbert Kohler)

RochefortCusch Jung,
(Jochen Schmidtke
Paul Stampehl)

Herzog von BuckinghamWolfram Boelzle,
(Jochen Schmidtke
Marcel Meyer)

James/ConferencierOliver Mülich,
(Norbert Kohler
Patrick Adrian Stamme)

EnsembleGregroy Antemes
Axel Baer
Helena Blöcker
Friedrich Bührer
Shane Dickson
Fanny Drenthe
Kevin Foster
Marion Furtner
Simone Geyer
Luke Giacomin
Christiane Grebita
Gerben Grimmius
David Hartland
Thomas Hohler
Nobert Kohler
Britt Koole
Maik Lohse
Andrew David McGuire
Marcel Meyer
Christopher Morandi
Julia Müller
Bridie June Rack
Mark Riemer
Claudie Reinhard
Jochen Schmidtke
Patrick Adrian Stamme
Paul Stampehl
Helen Ternent
Kimberly Trees
Tobias Weis
Johan Wikström
Katie Wood
Lachlan Youngberg
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 22.03.2005 19:00Theater des Westens, BerlinPreview
Mi, 23.03.2005 19:00Theater des Westens, BerlinPreview
So, 27.03.2005 19:00Theater des Westens, BerlinPreview
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