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Pinkelstadt - Das Musical (2004 - 2005)
Schlosspark Theater, Berlin

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Die besten Parodien sind nicht die bösartigen, die besten sind die liebevollen. “Pinkelstadt – Das Musical” ist so eine liebevolle Parodie. Die Show von Mark Hollmann und Greg Kotis nimmt so ziemlich alles hopps, was den Musicalfreunden lieb und teuer ist. Und dabei ist sie zugleich selbst ein so gut gemachtes Musical, dass das Zuschauen einfach Spaß macht – Empfänglichkeit für schräg-schwarzen Humor vorausgesetzt.

Denn den gibt es reichlich. In einer Stadt der Zukunft herrscht Dürre, Wasser ist rationiert, private Toiletten verboten. Die öffentlichen Klos gehören einem Konzern. Dessen Chef Werdmehr von Mehrwert redet von Investitionen in alternative Techniken, investiert aber nur in Bestechungsgelder. Wer ohne Barzahlung hinter die Büsche geht, wird deportiert. Toilettenaufseher Jonny Stark führt das Volk in die Revolution. Natürlich nicht, ohne sich vorher in Mehrwerts Tochter Freya verliebt zu haben.
Flott erzählt (Regie: Andreas Gergen), wundervoll bissige Texte (deutsch: Ruth Deny, Wolfgang Adenberg) – das Grundgerüst alleine wäre schon eine pfiffige Parabel. Ihren besonderen Reiz bezieht sie daraus, dass sie nicht so ausgeht, wie es der gesellschaftskritisch korrekte Zuschauer erwartet. Doch Mark Hollmann geht noch einen Schritt weiter: Wachtmeister Kloppstock (leider oft schlecht zu verstehen: Thorsten Tinney) gibt den Erzähler und kommentiert den formalen Aufbau der Show mit Seitenhieben auf die typische Musical-Machart (“nein, Klein-Erna, dies ist kein fröhliches Musical”). Heraus kommt ein kunstvoll überdrehtes Stück Theater, das ungeübte Zuschauer vielleicht ein wenig überfordert.
Ein Musical für Menschen, die Terry-Prachett-Romane mögen. Gelegentlich derb, immer schwarz, manchmal albern, aber trotzdem stimmig und intelligent. Wer “Tanz der Vampire” als seine Humor-Obergrenze definiert, der ist hier falsch.
Starken Eindruck hinterlässt die Musik, die ebenso wie die Choreographie (Melissa King) zu einem waghalsigen Ritt durch 30 Jahre Musical aufbricht und in ihren Arrangements so ziemlich alles von Sister Act bis Les Miz und von Chicago bis König der Löwen aufgreift, dabei aber eigenständig und eingängig bleibt. Eine CD muss her!
Die Cast hat ihre Bewährungsprobe wohl noch vor sich. Lustvoll, mit fast schon wüster Spiellaune greift das kleine Ensemble das dankbare Stück auf. Wenn es ihm jetzt noch gelingt, diese Energie über eine längere Spielzeit zu halten, dann ist es wirklich erstklassig. Ilja Richter gibt den Mehrwert herrlich selbstverliebt. Aris Sas (Jonny) meldet sich stimmstark für große Musical-Aufgaben zurück. Darf anfangs noch der staunende TdV-Alfred im wunderbar kitischigen Liebesduett durchscheinen (seine Freya fährt auf einer mobilen Treppe hinter ihm her), kippt er die Figur langsam über den charismatischen Volksheld bis zum abgehobenen Schnösel, der nur noch revolutionäre Botschaften vor sich hinbrabbelt. Sara Fonseca (Freya von Mehrwert) bleibt im ersten Akt noch blass und hat Probleme, gesanglich gegen Aris Sas anzukommen. In der zweiten Hälfte überzeugt auch sie – herrlich, wie sie am Ende eine Art bekiffte Evita gibt. Auch ansonsten gibt es im Ensemble keine Ausfälle, besonders auf sich aufmerksam machen Gabriele Ramm (als Mehrwerts Ex-Geliebte), Katharine Mehrling (als rotzige Klein-Erna) sowie Eric Minsk und Danny Costello in diversen Ensemblerollen.
“Ick gloobe nich, dass viele Leute in soo ein Mjusical gehn”, sagt Klein-Erna in der Schlussszene. Mag sein. Aber eine so schräge Show mit einem so schrägen Titel in einer so schrägen Inszenierung zu produzieren – dafür hat sich die künstlerisch in jüngster Zeit viel kritisierte Stage Holding Respekt verdient. Und vielleicht gelingt es ihr tatsächlich, sich in Berlin mit Produktionen wie Blue Man Group und Pinkelstadt ein ganz eigenes Klientel aufzubauen.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieAndreas Gergen
Musikalische LeitungSteven Gross
ChoreografieMelissa King
KostümeRegina Schill
BühneStephan Prattes
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Werdmehr von MehrwertIlja Richter,
(Boris Freytag)
Jonny StarkAris Sas,
(Felix Powroslo
Andreas Gergen)

Freya von MehrwertSara Fonseca,
(Mary Harper)
Elfriede FennichfuxGabriele Ramm,
(Mary Harper
Bettina Meske)

Klein-ErnaKatharine Mehrling,
(Aimee Covo
Christa Schreiner)

Wachtmeister KloppstockThorsten Tinney,
(Danny Costello)
Wachtmeister WampeTamás Ferkay,
(Boris Freytag)
Herr KaiserTilmann von Blomberg,
(Jörn Linnenbröker
Felix Powroslo)

Wetzstein WillieDanny Costello,
(Jörn Linnenbröker
Eric Minsk
Felix Powroslo)

Abgeordneter SchmierUwe Drewes,
(Tilmann von Blomberg
Boris Freytag)

Johanna Stark / Alte FrauMary Harper,
(Aimee Covo
Bettina Meske)

Suppen-SuseBettina Meske,
(Aimee Covo)
Hans-Heiner Heinz / Der alte StarkEric Minsk,
(Jörn Linnenbröker
Andreas Gergen)

Der knappe KnuthFelix Powroslo,
(Jörn Linnenbröker
Andreas Gergen)

Das grundschlechte GretchenChrista Schreiner,
(Aimee Covo)
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 07.10.2004 20:00Schlosspark Theater, BerlinPremiere
Fr, 08.10.2004 20:00Schlosspark Theater, Berlin
Sa, 09.10.2004 20:00Schlosspark Theater, Berlin
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