Bettina Mönch, Thomas Weissengruber, Gabriele Bernsdorf © © Gert Kiermeyer
Bettina Mönch, Thomas Weissengruber, Gabriele Bernsdorf © © Gert Kiermeyer

Young Frankenstein - Frankenstein Junior (2013 - 2014)
Bühnen, Halle (Saale)

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Die Oper Halle stemmt mit beträchtlichem Aufwand erneut eine deutschsprachige Erstaufführung und bringt tolle Bilder auf die Bühne, kann die Schwächen des Buches dadurch aber nicht vollständig ausgleichen.

Nach seinem Broadway-Erfolg „The Producers” gab es hohe Erwartungen an Mel Brooks zweites Musical – und wie so oft erfüllten sie sich nicht. „Young Frankenstein” erhielt durchwachsene Kritiken und konnte sich nur etwas über ein Jahr am Broadway halten. Auch in Halle zeigt sich deutlich, wo das Problem des Stückes liegt:
Das Opernhaus bringt viele gute Zutaten zusammen und so gelingt ein durchaus amüsanter Abend. Das schwächste Glied in der Kette der Bestandteile sorgt allerdings dafür, dass der Funke nicht vollständig überspringen will: Obwohl das Musical als Parodie auf Horrorfilme angelegt ist, gibt es zu wenig zu lachen. Das Buch von Thomas Meehan und Mel Brooks weist schlichtweg eine zu geringe Humordichte auf.
Frederick Frankenstein, der Enkel des legendären Monster-Erschaffers, reist nach dem Tode seines Großvaters nach Transsilvanien, um möglichst schnell das Erbe abzuwickeln. Als er jedoch die geheimen Aufzeichnungen von Frankenstein senior findet, packt ihn der Ehrgeiz, selbst Leben zu erschaffen. Das dabei entstandene Monster entpuppt sich als gar nicht so furchtbar wie erwartet und da es sich ja um eine Komödie handelt, kommt es zum Happy End inklusive Liebeskarussell.

Neben mehreren Passagen, in denen sich die Handlung einfach nur zieht, laufen die vorhandenen Gags dann auch noch viel zu oft auf der sexuell-zotigen Schiene: Während der Fahrt zum Schloss, werden Frankenstein und seine Assistentin Inga derart durchgeschüttelt, dass sie in den verschiedensten zweideutigen Stellungen hinter- bzw. aufeinander landen. Bei der Erweckung des Monsters findet dessen erste Regung unter dem Laken just in der Körpermitte statt. Und beim Finale kann Frankensteins Verlobte Elizabeth dank seiner Potenz ihre Hände nicht mehr vom Monster lassen. Beispiele gibt es genug. Irgendwann im Laufe des Abends erzeugen Anspielungen dieser Art nur noch ein mattes Lächeln.

Aber die guten Zutaten in Halle sollen natürlich auch nicht unerwähnt bleiben: Mel Brooks hat hörenswerte Melodien im klassischen Broadway-Sound à la Porter oder Gershwin geschaffen, in denen die Staatskapelle unter Leitung von Peter Schedding geradezu schwelgt. Ein Genuss! Halles Ballettdirektor Ralf Rossa zeichnet neben der Choreographie auch für die Inszenierung verantwortlich. Neben einer sauberen und gut abgestimmten Personenregie fällt auch eine wohldurchdachte Einbindung des Opernchores und des Balletts auf.

Die Besetzung kann ebenfalls größtenteils für sich einnehmen: Björn Christian Kuhn bewältigt in der Titelrolle scheinbar mühelos ein Riesenpensum, ist mal selbstsicher-arrogant seinen Wissenschaftler-Kollegen gegenüber, ganz klein mit Hut neben seiner Verlobten oder auch ganz der wissbegierige Forscher, wenn er den Geheimnissen seines Großvaters auf die Schliche kommt. Ásgeir Páll Ágústsson begeistert als Frankensteins Gehilfe Igor mit umwerfend komischem Minenspiel. Drei Frauen begleiten Frankenstein an diesem Abend: Seine Verlobte Elizabeth wird wunderbar hochnäsig und überkandidelt von Anna Thorén dargestellt. Gabriele Bernsdorf spielt die Überlegenheit der Haushälterin Frau Blücher, die als einzige um die Geheimnisse des Frankenstein senior weiß, genüsslich mit perfektem slawischem Dialekt aus. Nur Julia Klotz bleibt als typisches Blondchen Inga sowohl stimmlich wie auch darstellerisch blass. Zu den Pluspunkten zählt ebenfalls der bewegungsfreudige und flexibel einsetzbare Opernchor. Auch der deutsche Text von Frank Thannhäuser und Iris Schumacher klingt rund und stimmig.

Wirkt die Bühne (verantwortlich: Matthias Hönig) in den ersten Szenen, die immer nach dem gleichen Schema mit wenigen Requisiten vor einem bemalten Vorhang spielen, noch relativ uninspiriert, nutzt Hönig ab dem Eintritt in das Frankensteinsche Schloss die Bühnentechnik für tolle Bilder. Als Frederick z.B. in der Bücherei einen Geheimgang findet, setzt sich die Drehbühne in Gang und lässt den Zuschauer tatsächlich hinter die Mauer schauen und zum Erstaunen des Publikums fährt die Bücherei dann auch noch nach oben, um den in den Keller führenden Geheimgang freizulegen. In Verbindung mit den rundum gelungenen, farbenfrohen und die Protagonisten bestens charakterisierenden Kostümen von Sabine von Oettingen ist auf der Bühne also schon einiges an Feuerwerk vorhanden.
Was hätte das für ein Musicalerlebnis sein können, wenn mehr zündende Pointen den Zuschauer durch den drei-stündigen Abend getragen hätten…

Deutschsprachige Erstaufführung
Buch von Mel Brooks und Thomas Meehan
Musik und Gesangstexte von Mel Brooks
Originalregie und -choreografie von Susan Stroman
Deutsch von Frank Thannhäuser und Iris Schumcher

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungRobbert van Steijn
Inszenierung und ChoreografieRalf Rossa
BühneMatthias Hönig
KostümeSabine von Oettingen
 
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CAST (AKTUELL)
Doktor Frederick FrankensteinBjörn Christian Kuhn
Das MonsterThomas Weissengruber
IgorÁsgeir Páll Ágústsson
IngaJulia Klotz
Bettina Mönch
Elizabeth BenningAnna Thorén
Frau BlücherGabriele Bernsdorf
Inspektor Hans KempSebastian Römer
Fabian Egli
Ein EremitOlaf Schöder
Doktor Victor von Frankenstein / DraculaOlaf Schöder
ZiggyAndreas Guhlmann
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 18.05.2013 19:30Oper, Halle (Saale)Premiere
Mo, 20.05.2013 15:00Oper, Halle (Saale)
Sa, 01.06.2013 19:30Oper, Halle (Saale)
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