Hossa! (2004 - 2007)
Imperial Theater, Hamburg

Das Stück von Frank Thannhäuser will die Polyester-Ära mit all ihren schrillen Farben und lustigen Begebenheiten einfangen.

Wer „Hossa!” hört, denkt als erstes an Rex Gildos ‚Fiesta Mexicana’ und liegt damit gar nicht mal falsch. Denn Hossa! ist eine kunterbunte 70er Jahre Schlagerrevue, die am 12. Januar 2001 im Hamburger Imperial Theater uraufgeführt wurde.
Am 07. September 2002 verabschiedete sich die Erfolgsproduktion auf eine Tournee und es hieß es (wenn auch nur vorübergehend) Abschied nehmen von ‚Anita’, ‚Es war Sommer’, ‚Aber Bitte mit Sahne’, ‚Es fährt ein Zug nach nirgendwo’, ‚Dschingis Khan’ und ‚Schön ist es, auf der Welt zu sein’. Seit 8. Oktober 2004 gehört die Show nun wieder fest im Hamburger Spielpan – diesmal allerdings im komplett renovierten Royal am Holstenwall.

Hossa! bietet wirklich für jeden etwas. Die älteren Besucher können alle Schlager der 70er Jahre aus ihrer eigenen Erinnerung mitsingen, die jüngeren weil Schlager gerade mal wieder ‚in’ sind und man sie einfach kennt. Die Gäste von 5-65 Jahre werden standesgemäß begrüßt: „Es war einmal in einer Zeit, nicht lange vor der unseren, da trugen viele Menschen auf dem Planeten Erde freiwillig Polyesterhemden und Plateauschuhe. Sie ließen sich die Haare lang wachsen und schwangen die Hüften zu merkwürdigen Klängen – und irgendwie können wir sie bis heute nicht vergessen….”

Sechs Darsteller stehen in zahlreichen Rollen auf der Bühne und haben sichtbar ihren Spaß.
Besonders hervorzuheben ist die Eröffnungsnummer des Damen-Ensembles als dreifache Mireille Matthieu, die einem die Lachtränen in die Augen treibt.

Am deutlichsten merkte man die verschiedenen Altersklassen im Publikum wenn das Hossa!-Ensemble in einem Schnelldurchlauf alle deutschen Grandprix-Titel von 1970-1979 präsentiert, woran sich die Älteren natürlich noch erinnern können, während die jüngeren – das heißt unter 30-Jährigen – etwas irritiert aus der Wäsche gucken. Genau andersherum verhält es sich wenn die Kindersendungen der 70er Jahre in den Mittelpunkt des Interesses rückten: Willi, der seine ‚Biene Maja’ sucht, Gitti & Erika, die ‚Heidi’ rufen und natürlich ‚Vicky, der Wikinger’. Die jüngeren Zuschauer können alle Texte auswendig mitsingen und schwelgen in Erinnerungen an unbeschwerte Kindertage, ernten dafür aber ganz sicher verwirrte Blicke von den älteren Semestern.

Das Publikum wird wieder geeint die TV-Ansagerin eine mehrteilige englische Serie ankündigt und sich in einem grandiosen Monolog zwischen englischer und deutscher Sprache nicht mehr zurechtfindet und nach bester Evelyn-Hamann-Manier lispelnd ein lachmuskel-strapazierendes Denglish von sich gibt.

Nicht vergessen darf man die Kostüme: Vom neon-schrillen Tanzanzug ‚Andreas’ mit federpuschel-besetzten Beinapplikationen und „Schrittspitze” über Hippie-Kostüme nach Woodstock-Vorbild bis hin zu den üppig, meist blumig, gemusterten Polyesterkleidern der Damen und den karierten Hosen kombiniert mit gestreiften Hemden und Plateaustiefeletten der Herren ist alles vertreten, was man mit dem „modischen Chic” der 70er verbindet. Auch die allgegenwärtige Pril-Blumen-Dekoration trägt dazu bei, sich 30 Jahre zurückzuversetzen.

Alles in allem bietet das Imperial eine perfekte (da plüschig-kuschelige) Atmosphäre, um sich für 3 Stunden ins Deutschland der 70er Jahre entführen zu lassen. Den Abschluss bildet ein „80er Jahre Neue Deutsche Welle-Medley” vom feinsten, das die Stimmung noch mal so richtig zum Kochen bringt. Mit diesem Ende werden die Besucher wieder in das Jahr 2004 entlassen – und es geht sicherlich den meisten so, dass sie einige Zeit brauchen, um nach dieser fröhlichen Zeitreise wieder im Hier und Heute anzukommen…