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On the Town (2010 - 2011)
Stadttheater, Bremerhaven

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Gabey, Chip und Ozzie wollen in 24 Stunden Landgang möglichst viel erleben. Statt mit Tempo und Witz lässt Regisseur Claudio Bueno die drei lebens- und liebeshungrigen Matrosen in einem an Längen nicht sparenden, werkgetreuen Arrangement durch New York tuckern. Aufgrund der guten musikalischen Umsetzung erleidet die Show keinen Schiffbruch.

Kopfüber an der Ballettstange hängend wird Ivy (Maika Beate Wüscher) in ihrer Gesangsstunde von Madame Dilly (Isabel Zeumer) gedrillt. Neben der dauerverschnupften Lucy (drollig: Iris Wemme) bleibt die resolute Schnapsdrossel mit osteuropäischem Akzent eine der wenigen Figuren, denen Claudio Bueno in seiner behäbig und altbacken wirkenden Inszenierung ein eigenes Profil gibt. Allzu oft lässt der Regisseur seine Darsteller herumstehend oder –sitzend frontal ins Publikum singen, sodass das vergnügungssüchtige Matrosen-Trio auf Landgang (Peter Kubik, Robin Poell und Ziad Nehme) ebenso verloren in den Straßen von New York wirkt, wie die dazugehörigen einheimischen Damen. Hildy (Pinelopi Argyropoulou) ist zunächst eine selbstbewusste Taxichauffeurin, die sich nur zu gern an ihrem Fahrgast in Uniform vergreift. Im Laufe des Abends wandelt sie sich ebenso wie die durchgeistigte Wissenschaftlerin Claire (Lilli Wünscher) zum dekorativen, singenden Ausstellungsstück.

Als dramaturgische Klammer zwischen den Bildern lässt Claudio Bueno alle Figuren, die sich aus mehr oder minder flüchtigen Begegnungen mit den Matrosen geschädigt fühlen, polizeieskortiert über den teil-überbauten Orchestergraben hetzen. Auf Dauer ist das wenig originell und wirkt so lächerlich wie die Keule, die der Professor aus dem Museum (Slavin Peev) bei diesen Auftritten drohend schwingen muss.

Wenig anzufangen wussten der Regisseur und sein Choreograf (Matteo Gastaldo) mit den beiden großen Ballettszenen, die hier als überflüssige Einlagen langweilen. Im Central Park schlendern immer dieselben Choristen in unterschiedlichen Formationen durch das Bild, während drei Liebespaare den einsam auf einer Bank sitzenden Gabey mit einfachen Sprung- und Schrittfolgen etwas vortanzen. Auch dem Traumballett im zweiten Akt ist der Sinn abhanden gekommen. Da werden in Nebelschwaden Spiegel herum gerollt, hinter denen sich das wendige Ballett Bremerhaven verstecken kann. Alles ist nett, nichts wirkt bedrohlich oder gar skurril überzeichnet.

Den Löwenanteil des Ausstattungsetats hat Mike Hahne in die schicken Kostüme gesteckt, die den 1940ern huldigen. Auf die puristisch anmutende, schwarze Bühne stellt er vor für New York typische Foto-Hintergrundprospekte einige wenige Versatzstücke. Die Räume wirken dabei eigenartig leer und zaubern mit Ausnahme der Aussichtsplattform des Empire State Building und des Jahrmarkt-Bildes von Coney Island wenig Atmosphäre. Außerdem unterlaufen Hahne logische Schnitzer. So passt Claires stylisches Appartement mit weißem Designer-Ledersofa und Kunstpalme wenig in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und ein deutsches Taxi-Schild hat nichts auf einem gelben Fahrzeug mit der Seitenlackierung “Yellow Cab Co.” zu suchen.

Immerhin glänzt “On the Town” musikalisch. Rodolfo Cázares entlockt den Musikern des Städtischen Orchesters Bremerhaven samtenen Walzer, aber vor allem einen satt-eleganten Swingsound und viele jazzige Töne mit schrägen Harmonien. Hier blinzelt Bernstein bereits in Richtung seiner “West Side Story”. Das nur um die vor allem tänzerisch geforderte Maika Beate Wüscher ergänzte hauseigene Musiktheater-Ensemble fühlt sich im Stück hörbar wohl. Pinelopi Agryropoulou und Lilli Wünscher singen klar und sicher geführt, ohne mit klassisch geschulten Opernstimmen unangenehm in den Vordergrund zu treten. Gleiches gilt für ihre Liebsten in Person von Robin Poell und Ziad Nehme. In den jeweiligen Duetten der Paare harmonieren die Stimmen sehr angenehm.

Peter Kubiks samtener Bariton hat beim Solo “Hier kommt Gabey” Format, wobei ihm gerade in diesem Song die Kopfstimme einige Probleme bereitet. Trotz dieses Wehmutstropfens ist er in den gesanglichen Leistungen seiner Kollegen absolut ebenbürtig. Das wird vor allem in den Ensemble-Nummern deutlich, die er elegant dominiert. Die mit sattem Mezzo singende Ann Juliette Schindewolf (Nachtclubsängerinnen Diana Dream/ Dolo Dolores/ Dolly Dollar) verdeutlicht mit ihrem überraschenden, finalen Sturz vom Nachtklub-Piano, woran es bei “On the Town” in Bremerhaven im Wesentlichen fehlt: An einer Inszenierung mit Tempo und Witz.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungRodolfo Cázares
InszenierungClaudio Bueno
ChoreografieMatteo Gastaldo
AusstattungMike Hahne
 
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CAST (AKTUELL)
GabeyPeter Kubik
ChipRobin Poell
OzzieZiad Nehme
Ivy SmithMaika Beate Wüscher
HildyPinelopi Argyropoulou
ClaireLilli Wünscher
Madame DillyIsabel Zeumer
Pitkin W. BridgeworkWerner Kraus
Lucy SchmeelerIris Wemme
1. Arbeiter / Plakatkleber /Conférencier / Prof. FigmentSlavin Peev
Diana Dream / Dolo Dolores / Dolly DollarAnn Juliette Schindewolf
Raja BimmyDaniel Kim
FlossieYvonne Blunk
Tippsie, Flossies FreundinAndrea Fitz
Kleine alte DameBozyslawa Kapica
Mr. S. Uperman, TaxibesitzerGeza Frittmann
PolizistDaniel Dimitrov
Oberkellner Francesco /Franchito / FrankieLukas Baranowski
2. HafenarbeiterSaadat Sadeghi
3. HafenarbeiterDong-Sung Cho
1. neuer MatroseGeorgi Darbaidze
2. neuer MatroseRóbert Tóth
3. neuer MatroseLukas Baranowski
Tom, Matrose / KowalskiVladimir Marinov
Andy, Matrose / SimkinRóbert Tóth
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 23.10.2010 19:30Stadttheater, BremerhavenPremiere
Fr, 05.11.2010 19:30Stadttheater, Bremerhaven
So, 07.11.2010 19:30Stadttheater, Bremerhaven
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