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Spamalot (2009)
Musical Dome, Köln

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Deutsche Erstaufführung des Monty-Python-Musicals vom Broadway. Mit bestens aufgelegten Darstellern, die ihre Figuren genauso wenig ernst nehmen wie das Stück sich selbst. Und einer Übersetzung, die sich hören lassen kann.

Burgwächter, die angeregt darüber diskutieren, in welchen Gefilden die afrikanische Mauerschwalbe zu Hause ist. Eine geheimnisvolle Schöne aus dem Schilf, die sich im zweiten Akt beim Publikum darüber beklagt, dass sie zu wenig Text hat. Heilige Handgranaten, fliegende Kühe und Killerkaninchen: Wir sind in “Spamalot”, einem Musical, das sich erfrischenderweise in keinem Moment ernst nimmt. Monty Python sei Dank.

Die Kölner Produktion (Regie: Mike Nichols) ist im Prinzip ein Klon von Broadway- und West-End- Version: Nachdem in der Ouvertüre der Trompeter das Zeitliche gesegnet und das Stück irrtümlich in Finnland begonnen hat, öffnet sich die Zugbrücke für allerlei Chaos und Klamauk unter den blauen Bühnenhimmel-Wölkchen. König Arthur sucht erst seine Männer und dann den Gral, zwischendrin geht’s zum Kokosnuss-Steppen nach Camelot, zum Zitterpappel-Suchen in außerordentlich kostspielige Wälder, zum holden Prinzen Herbert nach Schloss Matschepamp und zum großen Copacabana-Coming-Out von Sir Lancelot. Eingestreut sind Gags, deren Spannweite von platt bis aberwitzig reicht – und immer wieder liebevolle Seitenhiebe auf das Genre Musical, etwa im doppelbödigen “Lied, das jeder liebt”. Nur in einer Szene unterscheidet sich Tim Hatleys Kulisse mit ihren wirkungsvollen, comicartigen Versatzelementen von ihren Schwestern in London und New York: Am Ende von Sir Robins jiddisch angehauchter Ode an den Broadway fehlt der überdimensional funkelnde Judenstern. Die Szene an sich blieb hingegen erhalten – und dürfte, dank textlicher Zuspitzung, dem deutschen Publikum kaum Anlass zu Fehlinterpretationen geben.

Ein paar hübsche Originalitäten hat die deutsche Fassung der Ritterklamotte dann doch zu bieten: Gottes Stimme hat frappierende Ähnlichkeit mit der eines bekannten Literaturkritikers, Zauberer Tim kommt offenbar aus Sachsen und die künftigen Ritter der Tafelrunde freuen sich – statt bald von Michael Moore gefilmt zu werden – demnächst Gast bei Harald Schmidt zu sein. Überhaupt: Karlheinz Freynik hat die englischen Texte flüssig und frech ins Deutsche übertragen und munter “Unterschicht” auf “Arschgesicht” gereimt. Schade nur, dass ihm ausgerechnet “The Song that Goes Like This” ein wenig glatt und einfallslos geraten ist. Da hatte die Best-of-Musical-Fassung von Ruth Deny mehr Charme.

Ein großes Lob gebührt den Casting-Verantwortlichen des Musical Domes, die das Musical erstklassig und ganz im Vertrauen auf das Comedy-Potenzial ausgebildeter Musicaldarsteller besetzt haben. Zweifler, die der Meinung waren, nur ausgewiesene “Comedians” könnten den ganz eigenen Humor des Stücks ohne Holzhammer, Tusch und anschließende Schmalzarie über die Rampe bringen, werden gehörig eines Besseren belehrt. Serkan Kaya darf anfänglich als Anarchist mit Migrationshintergrund genüsslich Dreck sammeln und sich später als stolzer Sir Galahad von den Franzosen als “Hurensohn eines Lockenwicklers” beschimpfen lassen. Amber Schoop macht aus ihrer Schönen aus dem Schilf eine herrlich selbstverliebte Diva – mit mehr Glitzerkleid und Stimme, als dass sie wüsste, wohin damit. Dominik Schulz entdeckt als Sir Lancelot sein “magisches anderes Ufer” und endet schließlich in den Armen von Prinz Herbert, den Michael Kargus als wunderbar lethargisches Weichei gibt.

Michael Flöth verleiht seinem King Arthur viel royales Gehabe und einen charaktervollen Bariton, Marco A. Billep gefällt als tragikomischer, kokosnussklappernder Diener Patsy, Bernd Julius Arends macht sich als Sir Robin ständig die Hosen nass und Martin Berger hat als Sir Bedevere rollenbedingt leider viel zu wenig zu tun. Das Ensemble – schönerweise sieht man hier einige Nachwuchstalente aus deutschen Musicalschulen versammelt – steppt und swingt sich mit vollem Einsatz durch Scott Taylors Choreographien. Was Alfred Biolek in dem bunten Treiben zu suchen hat, weiß wohl einzig die Marketing-Abteilung der Krauth-Gruppe. In drei Kurzauftritten leitet er als Historiker in die nächste Szene über und hat Mühe, seinen Text im rechten musikalischen Zeitfenster unterzubringen. Kurz gesagt: Bio wirkt überflüssig. Aber er stört auch nicht.

Wer den satten Orchesterklang der Broadwayaufnahme gewohnt ist, muss in Köln seine Ansprüche ein wenig zurückschrauben: Heribert Feckler dirigiert keine einzige echte Geige, dafür wird seine kleine Band von stolzen vier Keyboards “aufgemotzt”. Über derlei Einsparungen könnte man sich ärgern, ist aber viel zu sehr damit beschäftigt, sich über den Pitsch-Patsch-Song, die originell inszenierte “Weltreise” der tapferen Ritter oder die Auflösung der Gralssuche zu amüsieren. Darüber, wie Autor Eric Idle und Komponist John Du Prez das Genre Musical charmant aufs Kreuz gelegt und ihm augenzwinkernd alle Ehre erwiesen haben. Und darüber, wie sich der kunterbunte Musikmix im Zusammenspiel mit reichlich durchgeknallten Dialogen zu einem kurzweiligen Spaß ergänzt, der trotz aller Unübersetzbarkeiten auch auf Deutsch funktioniert. So gut wie “Spamalot” hat zweifellos noch kein Musical im Musical Dome in die Karnevalsstadt Köln gepasst. Das Faszinierende ist: Das Stück ist weder zum Grölen noch zum Schunkeln. Sondern immer noch very british.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Original-Produktion
Buch und LiedtexteEric Idle
MusikJohn Du Prez
RegieMike Nichols
ChoreographieCasey Nicholaw
Bühne und KostümeTim Hatley
LichtdesignHugh Vanstone
Produktion im Musical Dome Köln
Deutsche ÜbersetzungKarlheinz Freynik
RegieAlison Pollard
ChoreographieScott Taylor
Associate Regie KölnLutz Seelig
 
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CAST (AKTUELL)
King ArthurMichael Flöth,
(Serkan Kaya
Martin Berger)

Sir RobinBernd Arends,
(Bernard Niemeyer
Markus Hanse)

Sir LancelotDominik Schulz,
(Tim David Hüning
Nikolaus Stich
Carl van Wegberg)

PatsyMarco A. Billep,
(Nikolaus Stich
Stuart Sumner)

Sir GalahadSerkan Kaya,
(Alexander Riff
Carl van Wegberg)

Sir BedevereMartin Berger,
(Tim David Hüning
Carl van Wegberg)

Schöne aus dem SchilfAmber Schoop,
(Carina Sandhaus
Anne-Mette Riis)

Prinz HerbertMichael Kargus,
(Stuart Sumner
Tim David Hüning)

HistorikerAlfred Biolek
EnsembleStuart Sumner
Tim David Hüning
Fehmi Göklü
Bernard Niemeyer
Alexander Riff
Nikolaus Stich
Faye Boutin
Stacey Hayden
Rachel Isherwood
Laura Greer
Jennifer Dunne
Liesa Mathieson
SwingsTim Müller
Carl van Wegberg
Markus Hanse
Anne-Mette Riis
Katarina Trinkewitzova
Marion Zollinger
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 15.01.2009 20:00Musical Dome, KölnPreview
Fr, 16.01.2009 20:00Musical Dome, KölnPreview
Sa, 17.01.2009 15:00Musical Dome, KölnPreview
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