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Sweeney Todd (2008)
Theater, Hagen

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Solide Stadttheater-Inszenierung von Sondheims Musical-Thriller, die sich stark an die Original-Broadwayfassung anlehnt. Und insbesondere an einem lahmenden Orchester kränkelt.

“Sweeney Todd” in Hagen hat Harold Prince inszeniert. Hat er natürlich nicht. Aber das, was Nils Cooper im Stadttheater auf die Bühne gebracht hat, sieht der Broadway-Uraufführung des Musicals aus dem Jahr 1979 zum Verwechseln ähnlich. Böser formuliert: Cooper hat abgekupfert – aufwändig, aber gnadenlos. Der verschiebbare Quader, der Pastetenbäckerei und Barbierstube auf zwei Etagen darstellt; Pirellis Verkaufswagen; das fahrende Sofa, auf dem Johanna und Anthony “Kiss Me” singen; die Schattenspiel-Sequenz in der Irrenanstalt: Cooper scheint sich die DVD mit George Hearn und Angela Lansbury oft angeschaut zu haben. Folge: Nostalgiker kommen in Hagen voll auf ihre Kosten, Freunde von Innovation und einfallsreicher Regie können sich den Weg ins Theater eigentlich sparen – so löblich das Hagener Unterfangen generell ist, Sondheims selten gespielten Musical-Thriller aufzuführen.

Gespielt wird die äußerst mittelmäßige deutsche Fassung von Wilfried Steiner (“Sweeney spottet, auch nur im Spaß / betrachtet ganz plötzlich von unten das Gras”), deren Sperrigkeit Steffen Müller-Gabriel vielleicht veranlasst haben mag, die Partitur mit seinen Philharmonikern im Schneckentempo anzugehen. Die Höllentour mit dem teuflischen Barbier verkommt zur Kaffeefahrt. Besonders der erste Akt klemmt wie der Barbierstuhl in der Premierenvorstellung.

Frank Dolphin Wong ist überwiegend auf der Opernbühne zu Hause. Das merkt man. Seinen Barbier stattet er mit einem volltönenden Bariton und einem übertrieben rollenden “r” aus (“Das ist mein Frrreund…”), sein Spiel wirkt hölzern und blass. Zu oft versteckt sich Wong hinter einstudierter Mimik und Gestik – schade ist das vor allem in der eigentlich vor Dramatik berstenden Schlussszene.

Marilyn Bennett zappelt sich als geschäftige Mrs. Lovett mit so enormer Spielfreude durch den Abend, dass man ihr sämtliche verpasste Einsätze, gesangliche Freiheiten und kleine Versprecher verzeiht. Tomas Möwes und Jürgen Dittebrand agieren rollendeckend als Richter Turpin und Büttel Bamford, Boris Leisenheimer wirkt als Pirelli wie ein Rudolph-Moshammer-Verschnitt, der verzweifelt versucht, in italienischem Akzent zu palavern.

Tanja Schun und Jeffery Krueger verlieren sich als Johanna und Anthony so einfallslos in den Standart-Posen für verliebte Musicalpaare, dass man ihnen ihre gegenseitige Zuneigung zu keiner Zeit abnimmt, so schmalzig sie auch schmachten. Über Kristine Larissa Funkhaus erfahren die Zuschauer im Programmheft gleich oben auf Seite eins, dass sich hinter ihrem Part mehr verbirgt als bloß die verrückte Bettlerin – was besonders all jene “erfreuen” dürfte, die sich “Sweeney Todd” zum ersten Mal anschauen. Ein echtes Ärgernis ist die Besetzung des Tobias Ragg mit Richard van Gemert. Abgesehen davon, dass sich van Gemert äußerst unschön durch die Spitzentöne von “Not While I’m Around” presst – einen unpassenderen Darsteller als einen korpulenten klassischen Tenor mit schütterem Haar und Vollbart hätte man für Pirellis jungen und naiven Gehilfen nicht finden können.

Der Opernchor schlägt sich zumindest musikalisch wacker – in dieser für Stadttheaterverhältnisse sehr detailversessenen und solide erarbeiteten Musical-Inszenierung. Deren großes Manko es ist, dass sich dem musicalerfahrenen Zuschauer ob ihrer starken Anlehnung an die Originalinszenierung unweigerlich der Vergleich mit der formvollendeten und starbesetzten DVD-Aufführung aufdrängt. Diesem Vergleich – und das ist wirklich nicht verwunderlich – kann Hagen nicht standhalten.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungSteffen Müller-Gabriel
InszenierungNils Cooper
AusstattungPeer Palmowski
ChoreinstudierungUwe Münch
DramaturgieThilo Borowczak
 
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CAST (AKTUELL)
Sweeney ToddFrank Dolphin Wong
Lucy Kristine Larissa Funkhauser
Johanna Tanja Schun
Mrs. LovettMarilyn Bennett
Richter TurpinRolf A. Scheider
Büttel BamfordJürgen Dittebrand
Pirelli Boris Leisenheimer
Tobias Richard van Gemert
Anthony Jeffery Krueger
Jonas FoggGötz Vogelgesang
Ein VogelhändlerBernd Stahlschmidt-Drescher
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 16.02.2008 19:30Großes Haus, HagenPremiere
Mi, 20.02.2008 19:30Großes Haus, Hagen
Mi, 27.02.2008 20:00Theater, Marl
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