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Les Misérables (2007 - 2008)
Theater, Pforzheim

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Intensive Inszenierung mit überwiegend starken Hauptdarstellern, engagiertem Ensemble und sparsamer, aber effektvoller Ausstattung. Besonders Ansgar Schäfer als Valjean überzeugt.

Bei Hartmut H. Forche stehen die Personen im Vordergrund. Er zeichnet eindringliche Rollenbilder, seine Protagonisten erhalten scharfe Profile. Jean Valjean ist zunächst ein Getriebener, ein Rastloser, wüst und verbittert, eher abstoßend als mitleiderregend. Um seine schrittweise Wandlung zum selbstlosen Kämpfer für Liebe und Gerechtigkeit, zum Vorbild für die jungen Barrikadenkämpfer, baut Forche das gesamte Stück auf. Valjeans Widersacher Javert legt er klassisch als selbstgerechten Mann des Gesetzes an. Die Konfrontation, bei der beide auf Fantines Sterbebett steigen und sie über ihren Streit beinahe mit Füßen treten, beeindruckt besonders. Auch anderen Figuren gibt Forche neue Nuancen mit, wie man sie auf den großen Bühnen in London, Duisburg oder Berlin noch nicht erleben konnte: Im fahlen, gespenstischen Bühnenlicht und ihrem Tode nahe irrt Fantine mit übertrieben dunkel geschminkten Augenringen unkontrolliert umher, und Marius brüllt am Anfang von “Trink mit mir” seine Wut und Trauer über Eponines Tod heraus.

Ansgar Schäfer (alternierend mit Matthias Pagani) brilliert als Jean Valjean. Zu Beginn eine hässliche, durch die lange Haft körperlich und seelisch entstellte Kreatur, schreit, röchelt und schluchzt er sich durch die erste halbe Stunde. Spätestens bei “Wer bin ich” zeigt er auch seine gesanglichen Qualitäten und bleibt bis zum Schluss Dreh- und Angelpunkt der Inszenierung. Sein sehr emotionales “Bring ihn heim”, bei dem Schäfer die gesamte dynamische Bandbreite seiner Stimme abruft, ist ein gesanglicher Höhepunkt. Jon Geoffrey Goldsworthy gibt einen eindrucksvollen Javert, auch Lilian Huynen als Eponine überzeugt mit klassisch gefärbter, sehr kraftvoller Stimme. Sara Fonseca (Fantine), Dirk Mestmacher (Enjolras), Klaus Geber und Gabriela Zamfirescu (Ehepaar Thénardier) spielen und singen solide und fügen sich sehr gut in Forches Inszenierungskonzept ein. Gewöhnungsbedürftig sind dagegen Stimme und Rolleninterpretation von Sofia Kallio: Ihr kräftiger Opernsopran passt so gar nicht zu der kaum erwachsenen Cosette, außerdem nimmt man ihr das jugendliche Alter nicht ab – wenn sie mit ihrer Puppe spielerisch auf dem Bühnenboden herumrollt, ist das eher grotesk als süß. So wirkt Kallio wie ein Fremdkörper im ansonsten angenehm homogenen Ensemble. Nikolaj Alexander Brucker verleiht der Rolle des Marius eine ungewohnte Profilschärfe, der Wandel vom enthusiastischen Jüngling zum seelisch und körperlich gebrochenen Mann gelingt ihm mit schöner Stimme und sicherem Spiel

Die sparsame Ausstattung – hier eine Brücke, dort ein schmiedeeisernes Tor – versperrt nie den Blick auf diese neuen und passenden Rolleninterpretationen. Nicht ganz gelungen sind allerdings einige Szenenwechsel: Während der letzten Zeile von Fantines Solo “Ich hab geträumt” beginnt im Hintergrund der ganz und gar nicht geräuschlose Aufbau für “Leichte Mädels” und zerstört so die gesamte Wirkung des Songs. Ebenso störend ist die “Montage” der Kronleuchter für die Hochzeitsszene, mit der zwei Ensemblemitglieder bereits während Marius’ “Dunkles Schweigen” beginnen. Dass Forche die Barrikaden längs statt quer aufbauen lässt, ist zwar eine interessante Idee, führt aber dazu, dass die Handlung in der Mitte des Stücks für längere Zeit auf das linke Drittel der Bühne gedrängt wird. Den Darstellern bleibt so nicht genügend Raum zum Ausspielen der Szenen. Ein weiterer Schwachpunkt der besuchten Voraufführung war das oft klapprige Zusammenspiel zwischen Orchester und Ensemble. Viele Ensembleeinsätze kamen unsicher, bei schnellen Passagen lief das Tempo von Sängern und Musikern oft auseinander. Manche Anschlüsse des Orchesters ließen zu lang auf sich warten, so dass unpassende Pausen im eigentlich durchkomponierten Score entstanden. Hinzu kam, dass durch noch nicht optimale Abmischung die Textverständlichkeit bei mehrstimmigen Passagen schlecht war. Diese Probleme sollten aber in den ersten Vorstellungen der Aufführungsserie behoben worden sein.
Hartmut H. Forche und seinem Team gelingt insgesamt eine neue, interessante Interpretation des bekannten Stoffs, die ohne die Ausstattungsorgien der Großproduktionen auskommt und dadurch den Blick freigibt auf das Wesentliche in “Les Misérables”: die Personen.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
InszenierungHartmut H. Forche
Musikalische LeitungMarc Niemann
AusstattungKarel Spanhak
ChorWolfgang Müller-Salow
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Jean ValjeanAndrea Matthias Pagani
Ansgar Schäfer
JavertJon Geoffrey Goldsworthy
ThenardierKlaus Geber
MariusNikolaj Alexander Brucker
EnjolrasDirk Mestmacher
FantineSarah Fonseca
Madame ThenardierGabriela Zamfirescu
EponineLilian Huynen
CosetteSofia Kallio
Verena Küllmer
GavrocheUta Jacobi
Dexter Mason
Die kleine Cosette / Die kleine EponineEileen Ähringer
Sofia Dieringer
Malin Grass /Annika Kalcher
Tabea Rabetllat
Helena Thomas
Alina Wein
Bischof von DigneSpencer Mason
Frank Traub
VorarbeiterRigobert Störkle
Die Studenten
CombeferreBrian Garner
FeuillyFrank Traub
CourfeyracJong-Kwueol Lee
JolyRigobert Störkle
GrantaireLothar Helm
ProuvaireIngo Wagner
LesglesHolger Wecht
Thenardiers Bande
MontparnasseIwan Zlabek
BabetSpencer Mason
BrujonArchibald Lenschow
ClaquesousHolger Wecht
BauerIwan Zlabek
KnechtHolger Wecht
WirtinAlena Klein
WirtArchibald Lenschow
FabrikmädchenAntonia Georgieva
Hair-LadyAngela Wollschläger
Bagatelle-LadyMarina Mejinska
BamataboisLothar Helm
FauchelevantIngo Wagner
ArmeeoffizierIngo Wagner
Archibald Lenschow
Major DomusHolger Wecht
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 30.12.2007 19:30Theater, PforzheimVorpremiere
Mo, 31.12.2007 19:00Theater, PforzheimPremiere
Di, 01.01.2008 20:00Theater, Pforzheim
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