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Kauf Dir ein Kind (2007 - 2008)
Neuköllner Oper, Berlin

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“Der kleine Pino sucht seine Mutti”. Was wie eine Durchsage aus dem Kaufhauslautsprecher klingt, ist der dramaturgische Faden, an dem sich das neue Musical von Thomas Zaufke (Musik) und Peter Lund (Buch) entlang hangelt. Die leicht vorhersehbare Geschichte um ein künstliches Kind aus dem Versandkatalog, das die Prostituierte, mit der sich sein Vater vergnügt, als Mutter auserwählt, wird nur dank überragender Darsteller und einer kurzweiligen Inszenierung zum Erfolg.

Familiäres Glück und menschliche Zuwendung kann man kaufen. Dieser Ansicht sind Kristin (Juliane Dreyer) und Mark (Sebastian Smulders). Für den stolzen Preis von 70.000 Euro soll Pino (Andreas Röder), ein siebenjähriger, vollautomatischer Pimpf aus der Fließbandproduktion von „Childlike Creatures”, ihre angeknackste Ehe kitten. Niedliches Aussehen, pflegeleichtes Benehmen und kaum Ansprüche – Nachwuchs und häusliches Idyll scheinen perfekt zu sein. Denkste! Denn kaum verschwindet Karriereweibchen Kristin ins Büro, kauft sich der arbeitslose Mark die Art menschlicher Zuwendung, die ihm fehlt. Per Laptop ordert er sich Kitten (Camilla Kallfaß) auf die heimische Klappcouch. Die Vergnügungsfachkraft spult ihr erotisches Verführungsprogramm so routiniert ab, dass Kunde Mark alsbald hechelnd im Feinripp-Slip vor ihr steht und der kleine Pino in der Tür. Dank der Programmierkunst seiner Entwickler hält das Kunstkind eine Frau, die seinem Vater Zuneigung schenkt, für seine Mutter. Auch wenn er wegen dieser Einschätzung weggesperrt wird, gelingt Pino die Flucht. Wie selbstverständlich landet er in dem zwielichtigen Etablissement, in dem Kitten vom Zuhälter-Duo King (Lars Redlich) und Fox (Martin Kiuntke) als Ware angeboten wird. Die beiden Halbwelt-Machos erkennen schnell, dass ihr Besucher bare Münze wert ist – sei es als Entführungsopfer oder als Spielzeug für solvente, ältere Herren.

Käufliche Frau und käufliches Kind. Beide haben optisch den Anforderungen des Marktes zu genügen und müssen gemäß ihrer vorprogrammierten Rollenmuster Sehnsüchte ihrer Kundschaft befriedigen. Wer nicht funktioniert, wird ausgemustert. Die beiden Songs „Mutter zu sein” und „Eine Maschine – fast so wie ich, auf Knopfdruck zu haben” illustrieren die Kernbotschaft des Stücks, die Autor Peter Lund seinem Publikum bis zum vorhersehbaren Happyend immer wieder serviert. Garniert mit galligem Humor und einem Schuss Sozialkritik ist „Kauf Dir ein Kind” ein sehr unterhaltsames Stück – der große Wurf ist dieses Musical allerdings nicht. Das liegt vielleicht auch an Thomas Zaufkes Kompositionen. Da mögen sich Hans-Peter Kirchberg und seine beiden Musiker am hinteren Bühnenrand noch so sehr mühen, die Partitur plätschert den ganzen Abend beliebig irgendwo zwischen Schlager und klassischem Musical-Song vor sich hin. Wer andere Zaufke-Werke kennt, meint auch, alles irgendwo schon einmal gehört zu haben; eingängige Melodien mit Mitsummfaktor – Fehlanzeige!

Dass diese schwache Vorlage dennoch gute Unterhaltung ist, liegt an ihrer Umsetzung. Ausstatterin Daria Kornysheva hat ein schlichtes Einheitsbühnenbild entworfen, das es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat: Aus dem die Bühne horizontal trennenden schwarzen Laufsteg lässt sich Mobiliar herausklappen und durch einige wenige Dekorationselemente wird rasch zum Beispiel puffige Atmosphäre gezaubert. Peter Lund nutzt für seine Inszenierung immer nur Teilbereiche der sehr breiten Bühne, so dass eine schnelle Szenenfolge gewährleistet ist. Mit viel Liebe zum Detail sind die einzelnen Charaktere gekennzeichnet. Da werden im Buch eher stereotyp angelegte Personen wie das Personal aus dem Rotlichtmilieu zu Menschen aus Fleisch und Blut beziehungsweise zu menschelnden Robotern. Daria Kornyshevas geschmackvollen Alltagskostüme und Halbwelt-Outfits unterstreichen den positiven optischen Gesamteindruck.

Es wäre unfair, einzelne Darsteller für ihre Leistung herauszustellen. Alle acht, Studenten beziehungsweise Absolventen der Berliner Universität der Künste, beweisen nachhaltig das hohe Niveau ihrer Ausbildung. Glaubhaftes Spiel, exakt ausgeführte Choreografien (Neva Howard) und tolle Gesangsstimmen reißen das Publikum am Ende der besuchten Vorstellung zu wahren Beifallsstürmen hin. Diese sind dann auch nicht vom Computerspezialisten in irgendwelche Kunstkörper einprogrammiert, sondern ehrlich gemeinter Dank für tolle Leistungen auf der Bühne.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungPeter Lund
Musikalische LeitungHans-Peter Kirchberg/Tobias Bartholmeß
ChoreographieNeva Howard
AusstattungDaria Kornysheva
 
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CAST (AKTUELL)
PinoAndreas Röder
FelicityJeanette Claßen
KristinJuliane Dreyer
MarkSebastian Smulders
KittenCamilla Kallfaß
KingLars Redlich
FoxFrancisco del Solar
PearlKarolina Kubiak
 
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Do, 21.06.2007 20:00Neuköllner Oper, BerlinVorpremiere
Sa, 23.06.2007 20:00Neuköllner Oper, BerlinPremiere
So, 24.06.2007 20:00Neuköllner Oper, Berlin
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